2000
Info, Faltprospekt
Im Januar 2000 brachte Beat Frischknecht die erste Ausgabe des Mitteilungsblattes Ganymed heraus. Es hiess im Untertitel "Mitglieder-Info des Vereins Schwulenarchiv Schweiz" und hätte vierteljährlich erscheinen sollen. Mangels Interesse und Unterstützung durch Mitglieder (z.B. Berichte verfassen) ging es jedoch bald wieder ein. Die Pilotnummer brachte das Protokoll der ausserordentlichen Generalversammlung, einen Bericht über den Nachlass Eugen Laubacher (als Charles Welti Kreis-Redaktor) von Ernst Ostertag und Hinweise auf die Ausstellung DER KREIS im Landesmuseum wie auf die Stiftungsgründung. Die letzte Seite füllte ein Talon für "Adressänderungen von Mitgliedern".
Der neue Faltprospekt erschien mit folgenden Sätzen auf der Aussenseite:
"Zeugen und Dokumente schwuler Geschichte …
… fristen meist ein kümmerliches Dasein. Bücher und Bilder, Zeitschriften und Flugblätter, ja ganze Vereinsarchive verschwinden, wandern in den Abfall. Erst recht die persönlichen Dinge: Tagebücher von Schwulen, Briefe, Fotoalben, Biografien oder Kunstgegenstände - alles wichtige Zeugnisse schwuler Geschichte - sind nur ganz selten erhalten. Sei es, weil die Schwulen selbst sich nicht darum kümmern, was mit all dem angesammelten Material nach ihrem Tod einmal geschehen soll, oder weil Angehörige ratlos vor einem Erbe stehen. Das 'schwulenarchiv schweiz' aber ist an all diesen Materialien sehr interessiert. Wir beraten sowohl interessierte Besitzer, wie sie ihren Nachlass rechtzeitig regeln können, als auch Angehörige. Wir kümmern uns dabei um rechtliche Fragen und vor allem um das oft wertvolle Material."
Die Innenseiten informierten unter dem Titel "Schwulenarchiv sichert Spuren":
"Es sind nur Spuren, die uns an die eigene Geschichte erinnern - Spuren, die sich meist rasch verlieren. [...] Es gilt deshalb mehr zu bewahren als das, was Organisationen oder Medien 'offiziell' festgehalten und berichtet haben. Oft belegen scheinbar unbedeutende, individuelle Spuren [...] die alltäglichen Lebensumstände. [...]
Weil die immer grösser werdende Sammlung zusammengehalten werden soll und die Archivalien immer wertvoller werden, besteht die Absicht, eine Stiftung zu gründen, der die Archivalien in Zukunft gehören [...].
Zur fach- und sachgerechten Erschliessung und Aufbewahrung des Materials arbeitet das schwulenarchiv schweiz eng mit dem Schweizerischen Sozialarchiv in Zürich zusammen, das bereits früher zum Thema Homosexualität sammelte. So lassen sich Querverbindungen und Zusammenhänge erschliessen. Das ist bedeutend, weil Schwule immer von den jeweiligen sozialen Verhältnissen geprägt waren und sind. Ihr Handeln und Verhalten oder ihre Organisationen standen und stehen mit ähnlichen sozialen Bewegungen in Beziehung.
Die im Sozialarchiv lagernden Materialien sind - unter Berücksichtigung von Sperrfristen zum Persönlichkeitsschutz - öffentlich zugänglich."
Ernst Ostertag, Juni 2008