Newsletter 29

Mai 2012

Diese Ausgabe enthält folgende Themen: 

  • Kolumne: Vor 40 Jahren: Gründung der ersten HA-Gruppen
  • STIFTUNG  KREATIVES  ALTER

    

Vor 40 Jahren: Gründung der ersten HA-Gruppen

eos. Am 5. Mai 2012 wird im Rahmen des 15. Pink Apple Filmfestivals jener Film von Rosa von Praunheim gezeigt, der vor 40 Jahren zum Fanal wurde und schlagartig einer ganzen Generation von Schwulen die Augen öffnete: Genau so verschissen ist unsere Lage, nämlich "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt".

Der Film (vgl. Newsletter 17 vom Mai 2011) erschien am 12. März 1972 erstmals auf einer Leinwand in der Schweiz. Es war die Zürcher Gruppe DAF (Der Andere Film), die ihn zur Aufführung brachte. Nur zehn Tage später entstand die HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich). Ziel der schwulen Studenten war, eine politische Initiative zu starten, damit dringend nötige grundsätzliche Änderungen der Gesellschaft angedacht, geplant, durchgeführt und notfalls erzwungen würden. Der Elan aus dem Filmerlebnis sollte zur Welle werden, die alle mitreisst.

Daher traten Vertreter der HAZ in Kontakt mit Studenten in Basel und Bern. Es gelang, den Film in einem Hörsaal der Basler Universität zu zeigen. Das war am 21. Juni 1972. Tags darauf gab es eine Wiederholung vor studentischem Publikum in Bern. Bereits am 30. Juni kam es zur Gründung der HABS (Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel). Die Berner brauchten dazu etwas länger, wie es ihre Art ist. Sie gründeten ihre HAB genau zum Samichlaustag am 6. Dezember. Die drei HA-Gruppen wandten sich sofort an alle Schwulen, nicht nur Studenten und nahmen sie als Mitglieder auf.

Bald formierten sich weitere Homosexuelle Arbeitsgruppen in anderen Städten und Kantonen: 1973 die HASG in St.Gallen, 1979 die HALU in Luzern. Schon Ende 1974 schufen die drei bestehenden Gruppierungen eine Dachorganisation, die Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz, HACH. Damit konnten koordinierte Aktionen vorbereitet und realisiert werden.

Entscheidend für diese Entwicklung und vor allem für das Hinaustreten in die Öffentlichkeit war eine weitere Vorführung des Praunheim-Films nur einen Tag nach seinem "Gastspiel" in Bern. Für den 23. Juni 1972 konnte die noch ganz junge HAZ das Theater am Neumarkt mieten. Geplant war ein öffentlicher Anlass, für den die HAZ über einen Artikel im Zürcher Tages-Anzeiger Werbung machte und sich zugleich mit ihren Anliegen vorstellte. "Diskussion mit Homosexuellen" hiess es im Titel. Der Andrang war so gross, dass die Vorführung mit anschliessender Aussprache im späteren Abend wiederholt werden musste. In der Presse erschienen Berichte und das eben gegründete HAZinfo kommentierte.

Mehr zum fulminanten sich Sichtbarmachen einer vorher versteckten und verdrängten Minderheit in Gründung der HAZ, Weitere Filmvorführungen, Der Film erregt weiter

  

STIFTUNG KREATIVES ALTER

eos. Im oben erwähnten Newsletter 17 vom Mai 2011 berichteten wir von der Einsendung unserer Website an den Wettbewerb dieser Stiftung. Erste Reaktionen wurden auf den Sommer 2012 angekündigt.

Nun haben wir die Mitteilung erhalten, dass über 940 Werke eingegangen seien, mehr als je zuvor. Das ist hoch erfreulich, weil es zeigt, dass viele alte Menschen in unserem Land nicht nur kreativ tätig sind, sondern auch grosse kreative Leistungen zustande bringen. Die Kehrseite dabei ist, dass sich die Chancen auf einen Preis entsprechend verkleinern.

Vor einigen Tagen traf der Entscheid ein, dass die Website ausgeschieden ist. Gründe sind keine angegeben und Korrespondenzen werden nicht geführt, so lautet die Satzung. Was uns jetzt interessiert ist die Frage, ob - wie bisher - auch diesmal elektronische Arbeiten nicht zu den Preisgewinnern zählen.