Newsletter 167

November 2023

Diese Ausgabe enthält die folgenden Themen:

  • Cross-dressing und Maskentreiben
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Cross-dressing und Maskentreiben

eos. 11.11.11.11. Am elften November, morgens um 11 Uhr 11 beginnt traditionell die Fasnacht mit ihren bunten Masken, schrillen Guggengruppen und Trommelwirbeln. Es ist der Auftakt zum freien Lauf der Fantasie, der Träume und Kreativität in Bereichen, die sonst den Alltag eher selten bestimmen. Seit eh und je liebten es Menschen, sich zu verkleiden, zu verändern und unerkennbar zu machen. Damit konnte man andere Leute narren. Damit war es vor allem möglich, Dinge laut zu sagen, die sonst verschwiegen würden. Und wer mochte, durfte ins andere Geschlecht wechseln und unangefochten öffentlich auftreten.

Marginalisierte Gruppen und solche, die ihr eigentliches Wesen im Alltag zu verbergen gezwungen waren, durchbrachen so die gesellschaftliche und sittliche Norm, um einmal sich selbst zelebrieren zu können. Es liegt auf der Hand und gab und gibt der Narrenzeit ihren tieferen Sinn. Sie ist Ventil und Heilmittel. Trotz aller gestrengen Bemühungen, sie abzuschaffen, hat sie bis heute überlebt, auch in protestantischen Teilen des Landes.

Mit dem November beginnen die langen Winterabende und die Witterung lockt nicht mehr nach draussen. Vorfreuden auf die Festtage am Jahresende und die Fasnacht bald danach wecken schöpferische Kräfte zu neuem Tun in Gemeinschaft mit anderen oder zum stillen Basteln an eigenen Ideen. Auch das war schon immer so und wurde als sinnvolle Tradition erlebt. Heute jedoch, mit Internet und den stets präsenten elektronischen Kommunikationsmitteln, mit Party-Kultur und ausgebauter Freizeitindustrie sei das passé, müsste man denken.

Doch die jährlich höheren Zuschauerzahlen etwa beim Basler Morgestraich mit seinen Laternen, dem Cortège und den Schnitzelbanken wie auch am Luzerner Urknall samt dem üppigen Treiben danach, an dem alle mitmachen, zeigen ein anderes Bild. Auch die Urnäscher Kläuse als traditionelles Cross-dressing und die unzähligen Volksmusik- und Schwingerfeste verzeichnen steigenden Zulauf. Es lebt sich heute offensichtlich alles mit- und nebeneinander.

Früher war es eher säuberlich abgetrennt, jede Tradition hatte ihre elitäre oder als Brauchtum bestimmte Form. Und einige wenige Ausgeschlossene pflegten sie in sorgfältig abgeschirmter Weise. Bei ihnen herrschte aber stets das Sehnen nach jener Vielfalt und Offenheit, die wir heute für selbstverständlich halten. Clandestin, also abgeschirmt und verborgen war alles, was Homosexuelle in eng begrenzter Freiheit vor siebzig Jahren tun konnten und ausgiebig taten hier in der Schweiz und vor allem in Zürich. Es kamen Gäste aus halb Europa, weil so etwas in ihrer Heimat undenkbar war. Kein Gesetz liess das zu, es drohte Verhaftung, Prozess und Verlust der Existenz.

Wie wir damals Maskenbälle feierten, ausgelassen, bunt und froh, es ist hier von Augenzeugen geschildert und mit Fotos illustriert nachzusehen und zu nachzulesen:
Maskenbälle
Erster Maskenball
Travestie

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