Wo stehen wir heute?

Im Evangelischen Kirchenlexikon1 wird Homosexualität nicht mehr als Gotteslästerung, Sünde oder Laster taxiert, sondern gilt als unverschuldetes Schicksal,

"als eine - wenn auch in mancherlei Hinsicht defizitäre - mitmenschliche Existenzmöglichkeit."

Im römisch-katholischen Weltkatechismus2 von 1992 heisst es:

"Unter Berufung auf die Heilige Schrift, hat die Tradition der Kirche erklärt, dass die Akte der Homosexualität in sich ungeordnet sind. Sie stehen im Gegensatz zum Naturgesetz. Die Homosexuellen sind aufgerufen zur Keuschheit. Mit Hilfe der Selbstbeherrschung, mit Gebet und sakramentaler Gnade können und müssen sie sich schrittweise und entschlossen der christlichen Vollkommenheit nähern."

Beide Texte machen aus gleichgeschlechtlich liebenden Mitmenschen - unter ihnen auch Mitchristen - unvollständige bis abnorme Wesen, die wohl christlicher Barmherzigkeit bedürfen, aber ebenso christlicher Belehrung, christlicher Zucht und, wo immer möglich, christlich orientierter Gesetzgebung.

Ernst Ostertag, Oktober 2005

Quellenverweise
1

Evangelisches Kirchenlexikon, 3. Auflage, 1989.

2

Römisch-katholischer Weltkatechismus, Abschnitt 2357 bis 2359, gekürzt.