Publikationen ab 2000

2003

2003 veröffentlichte Volker Sommer in der Weltwoche vom 30. Januar einen Essay "Zu Ursachen und Funktion der Homosexualität", worin er nach einer Aufzählung von wissenschaftlich belegten Vorkommen eindeutig homosexueller Verhaltensweisen bei diversen Tierarten zum Schluss kommt:

"Steckt hinter dieser hartnäckigen Neigung etwa die fördernde Hand genau jener Natur, gegen die sie nach Ansicht der Moralapostel verstösst? [...] Durchaus 'wider die Natur' geht es da zu, wo die Natur noch unverfälscht ist: bei Tieren. Homosex ist an der Tagesordnung - und zwar nicht im kulturdekadenten Zookäfig, sondern in Gottes freier Wildbahn."

Seit 2003 veranstalten unter anderem die Zoos von Amsterdam, Zürich und Basel spezielle Führungen zum Thema Homosexualität in der Tierwelt.

2006

2006 gab es eine Ausstellung zum Thema: "Wider die Natur?" Dazu brachte die Basler Zeitung (BZ) den Bericht "Homo-Schwäne" von Hannes Gamillscheg, Kopenhagen1:

"Die Idee für die Ausstellung habe er von einem Pastor bekommen, sagt Geir Söli, Projektleiter an Oslos Naturhistorischem Museum: 'Der sagte am Radio, dass Homosexualität widernatürlich sei. Als Zoologe weiss ich, dass das Quatsch ist.'

Deshalb können die Norweger nun in der städtischen Sammlung Bilder von schmusenden Killerwal-Männchen, Giraffinnen im Liebesspiel und Kinder hütenden schwulen Schwänen bestaunen.

'Bei 1500 Tierarten hat man gleichgeschlechtliche Beziehungen dokumentiert', sagt der Museumschef. 'Wider die Natur?' heisst die Schau, und das Fragezeichen beantwortet er direkt:

'Wie kann Homosexualität der Ordnung der Natur widersprechen, wenn sie im Tierreich so stark verbreitet ist?'

So widerlege die Natur selbst das 'stärkste Argument der Homophoben', sagt Söli. [...] Bürgermeister Erling Lae, selbst offen schwul, war begeistert:

'Dass gleichgeschlechtliche Paare unter Tieren gewöhnlicher sind als bei Menschen, stellt alles auf den Kopf, was wir bisher glaubten [...]', sagte er bei der Vernissage. [...] 'Tiere haben der Forschung zufolge Sex in allen denkbaren Varianten', sagt Söli, und sie tun es nicht nur der Fortpflanzung wegen, 'sondern weil es Spass macht'. Dieses Wissen könne dazu beitragen, Homosexualität bei Menschen zu 'entmystifizieren', glaubt man im Naturhistorischen Museum:

'Indem wir zeigen, wie verbreitet solches Verhalten bei Tieren ist, hoffen wir jedenfalls die Behauptung zu widerlegen, dass Homosexualität der natürlichen Ordnung widerspricht.' "

Pink Cross erwähnte in ihrem Newsletter zusätzlich2:

"Oft haben Zoologen in der Vergangenheit die Homosexualität der Tiere einfach ignoriert, so die Meinung des Zoologen Söli."

Bereits im 18. Jahrhundert wurden eindeutige Ergebnisse aufgezeichnet, aber aus Furcht vor der öffentlichen Meinung und der Kirche sind Publikationen unterlassen worden. Diese Unterlagen sind teilweise in Archiven noch vorhanden und wurden als Dokumente in einigen der oben erwähnten Publikationen angeführt.

Heute sozusagen auf der Hit-Liste sind die Forschungen des sexuellen Verhaltens in Bezug auf die psychische Ausgeglichenheit und das soziale Gefüge bei den zu 80 Prozent bisexuell lebenden Bonobos, den sogenannten Zwergschimpansen. Nach neuen Ergebnissen der Forschung an erdgeschichtlich alten Tierarten scheint festzustehen, dass es Homosexualität schon seit Urzeiten und längst vor der Entstehung des Menschen gegeben hat.

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Ernst Ostertag, November 2006

Quellenverweise
1

Basler Zeitung (BZ), 7. November 2006

2

Pink Cross Newsletter, 10. November 2006