1868-1935

Magnus Hirschfeld

Arzt, Sexualwissenschafter, Sozialreformer

Als Antwort auf den Prozess gegen Oscar Wilde, 1895, gründete Magnus Hirschfeld zwei Jahre später in Berlin die weltweit erste Organisation von Homosexuellen (Männern und Frauen). Sie war zugleich wissenschaftliches Forschungszentrum zum Thema Sexualität und insbesondere für "sexuelle Zwischenstufen". Daraus entstanden zahllose Publikationen in Form von Aufsätzen, wissenschaftlichen Abhandlungen, Zeitschriften und Büchern. Eine Sammlung einschlägiger Literatur aller Sparten bildete den Hauptteil der einmaligen Bibliothek.

Politische Vorstösse zur Abschaffung oder Änderung des §175 sind ab 1897 bis 1932 aus dem "Wissenschaftlich-humanitären Komitee (WhK)" hervorgegangen. WhK war der Name dieser Organisation. 1919 schuf Magnus Hirschfeld das ihr übergeordnete "Institut für Sexualwissenschaft".

Durch seine Tätigkeit und als homosexueller Jude war Hirschfeld schon vor der Machtergreifung Hitlers ein Ziel von Nazi-Schlägerbanden. 1932 ging er ins Exil zunächst in die Schweiz, die er oft bereist hatte, dann nach Frankreich. Die Diktatur der Nationalsozialisten zerstörte sein gesamtes Werk während der ersten Monate ihres Bestehens (1933): Die Organisation, ihren Sitz, das vollständige Inventar samt der Bibliothek, die öffentlich verbrannt wurde.

Ernst Ostertag, September 2010