Ausblick

Zum Nationalfeiertag

Zum 1. August 1937 verfasste Karl Meier als Rudolf Rheiner eine Ansprache mit dem Titel "Dank und Verpflichtung":

"Die Bergfeuer lodern wieder zum gestirnten Himmel empor. Die alten Freiheitslieder verkünden in den vier Sprachen unserer Heimat die immer noch unzerstörte Gemeinsamkeit im gleichen Geiste der freien Selbstbestimmung.

[...] Wir brauchen nur einen Blick über die Grenze zu werfen. Vernichtet ist, was tapfere Frauen und Männer unserer Art in Jahrzehnten aufbauten [...]. Darum sei sich jeder aus unserer Reihe bewusst, gerade am heutigen Tage, was es heisst: Schweizer zu sein und diesen Namen tragen zu dürfen. Es heisst immer noch: von der Wahrheit sprechen zu dürfen [...]. Diese Tatsache verpflichtet, sich auf die Lebensform zu besinnen, in der geistige Auseinandersetzung allein möglich ist, auf die uns allein gemässe: auf die Demokratie. In ihr allein erhält der Schwächere sein Recht, wenn es sich vor dem Forum heutiger Erkenntnisse verantworten lässt.

Dieses Recht hat die Bundesversammlung 1929/31 bestätigt. Es ist nicht unwichtig, heute jene Protokolle vorzunehmen und nachzulesen, was für und gegen unsere Art ins Feld geführt wurde, nachzulesen, welche Richtung im Volk sich unbeirrbar zu einer neuen Beurteilung führen liess und welche mit verbohrter, lebensfremder Bigotterie uns jede Lebensäusserung und Liebesmöglichkeit absprach. Und es beweist den gesunden Sinn der Volksvertretung, dass sie damals zwar keineswegs die Verantwortung im Gesetz aufhob, dass sie aber ein für allemal sich dafür entschloss, dem freien Mann den freien Willen zu lassen. Das alte Gesetz beschmutzte eine Neigung, sobald sie ruchbar wurde, das neue Gesetz berührt sie nicht, es sanktioniert sie auch nicht, aber es zwingt den Homoeroten, selbst dafür zu sorgen, dass das, was seinem Leben Sinn und Inhalt gibt, sich vor den Augen der anderen als sittliche Tat bewähre."

Ernst Ostertag, August 2004

Weiterführende Links intern

Recht, Beratungen im Parlament