Feldpost

11/1939 publizierte auf dem Titelblatt unter der Überschrift "In letzter Minute" den Briefwechsel mit einem Abonnenten und Freund im Feld:

Feldpost, Ende Oktober 1939
Lieber Herr Redaktor!
Damit auch in diesen schweren Zeiten das Menschenrecht erscheinen und ausgebaut werden kann, erlaube ich mir, das meinige beizutragen. Verwenden Sie die beigeschlossenen Fr. 100.- nach Ihrem Gutdünken. [...]
Gerade in der heutigen Zeit stehen uns Andersgearteten viele Wege offen, helfend einzugreifen, da wir meist mehr Verständnis besitzen für das Leid anderer als der gewöhnliche Mensch. Unser Leben, das uns oft sinnlos scheinen mag, hat in dieser Stunde einen klaren, eindeutigen Sinn erhalten: Wir an der Front werden unsere Grenzen verteidigen. Wir sind, wenn nötig, zum letzten Einsatz für unser schönes Vaterland bereit.
Ein Feldgrauer

Zürich, Anfang November 1939
Lieber Feldgrauer!
Ihr Brief kam als ein doppeltes Geschenk: als entscheidende Hilfe in einer aussichtslosen Lage - und als schlagender Beweis gegen die törichte Behauptung, der Homoerot könne kein vollwertiger Bürger sein. [...] Durch Ihr aussergewöhnliches Opfer [...] ist es uns möglich geworden, das Menschenrecht noch einmal erscheinen zu lassen, [...] nur einmal, weil Druckkosten und Porti für eine einzige Nummer Ihre Spende aufbrauchen. [...] [Wir tragen] die [finanzielle] Verantwortung für das tapfere Ehepaar, das unsere Zeitschrift gegen alle Anrempeleien doch immer wieder gedruckt hat, und es soll wenigstens in den Verantwortlichen sich nicht getäuscht haben. [...] Sie selbst liefern den besten Beweis, dass man auch 'anonym' helfen kann! [...]
Wenn Sie nach Zürich kommen, suchen Sie uns auf! Wir brauchen Ihren Namen nicht zu wissen, aber wir möchten dem Menschen die Hand drücken, der uns aus einer verzweifelten Lage geholfen hat!
Rudolf Rheiner

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Ernst Ostertag, August 2004

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