Vereinsform

... kein Verein

"Dass der homoerotische Gedanke in Wort, Schrift und Bild durch all diese verwirrten Jahre hindurch irgendwo in der Welt weiterbestehe - dazu haben wir uns ja zusammen getan. Wir wollen und erstreben keine Vereinsmeierei im üblichen Sinne. Eine Vereinsform ist zwar notwendig aus äusseren Gründen. Es muss Männer geben, die vor den Behörden für alles verantwortlich sind, was innerhalb einer Vereinigung geschieht; wir brauchen auch eine Vereinsform, um wenigstens zwei Mal im Jahre ein kleines Fest unter unseresgleichen feiern zu können. Der Weibliebende hat hundert Gelegenheiten im Jahr, eine Nacht durchzutanzen, wir haben nur zwei Abende. [...] Es ist auch - wir betonen das ausdrücklich - von den Behörden in vorbildlich korrekter Weise bewilligt worden. [...] Wir haben aus den Fehlern, die seinerzeit im Ausland gemacht worden sind, gelernt. Wir dürfen mit unserer Art nicht hausieren gehen, wie das in ausländischen Grossstädten oft gemacht wurde - und oft so gemacht wurde, dass jeder Homoerot, der noch einigermassen Geschmack und Bildung besass, sich abwenden musste. - Bleiben wir uns immer und überall dessen eingedenk: wir sind und bleiben eine Minderheit im Volkskörper, eine Minderheit, aber keine Minderwertigkeit! [...] Wenn auch durch die Diskussionen über das neue Gesetz in der öffentlichen Meinung manches toleranter angesehen wird: von einem Verstehen unserer Art bleibt der grosse Teil der Bevölkerung noch weit entfernt. Was aber die Menge nicht versteht, wird sie immer ablehnen, nicht wahr haben wollen oder verachten. [...]" (Fortsetzung)

Ernst Ostertag, Dezember 2004

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Fortsetzung, Aussen unsichtbar