Jahresbericht 1954
Für die Jahresversammlung am 6. Februar 1955, verfasst von Karl Meier / Rolf:
"Auch in diesem Jahr hat zwar ein langsam steigendes Interesse an unserer Zeitschrift angehalten. Unsere Speditionslisten zeigen, dass wir 1200 Abonnenten überschritten haben. [...] Dieser Zuwachs ist zum kleineren Teil aus unserem Lande gekommen, zum überwiegenden aus den Vereinigten Staaten. [...] Das bedingte, dass wir [...] dem englischen Textteil vermehrten Raum gewähren mussten. [...] Erfreulicherweise sind die [...] Klagen gegen die fremdsprachigen Teile so ziemlich verstummt. Unsere jungen Freunde z.B. sehen sich durch die Zeitumstände gezwungen, Fremdsprachen zu lernen, weit mehr als früher, und so ist ihnen der Text des ganzen Heftes zugänglich.
Leider tauchten auch im vergangenen Jahr von schweizerischen Kameraden wenige eigene Beiträge auf. Die einigermassen vernünftige Fassung unseres Strafgesetzes und die vor allem in den Städten von den Behörden zugestandene Freiheit in Bezug auf Treffpunkte hat unseren Kameraden einen grossen Teil der inneren Spannungen weggenommen. Ich betone: einen grossen Teil. Denn diese äusseren Dinge heben natürlich die wirkliche Problematik unserer Stellung zur Gesellschaft, zu Staat und Religion nicht auf und der Redaktor des deutschsprachigen Teils kann nur hoffen, dass doch da und dort im Lande fähige Köpfe niederschreiben, was sie zur Aussage zwingt.
Dass aus Deutschland und Österreich ständig eine grosse Anzahl Manuskripte eingehen, liegt auf der Hand. Strafgesetze und Umwelt zwingen diese Menschen zu einer ständigen Auseinandersetzung und zwar in einem Masse, wie es sich der Fernstehende kaum denken kann. [...] Mit noch grösserer Intensität wird unser Lebensgefühl jedoch im amerikanischen Buch angepackt.
[...] Ein schwerer Schlag für unsere Arbeit bedeutete die Beschlagnahmung von Quaintance Bildern durch die Bundespolizei [...]. Wir dürfen aber auch sagen, dass wir von der zürcherischen Behörde nie ein solches Verbot zudiktiert bekommen haben; die gleichen Bilder erschienen ja unbeanstandet in unserer Zeitschrift.
Meine Reise nach Skandinavien, gedacht als Werbeaktion für die Zeitschrift, war leider nicht von Erfolg. Wohl haben sich die nordischen Kameraden aufrichtig und ungemein herzlich über die Fühlungnahme gefreut und uns vorbildliche Gastfreundschaft erwiesen, aber die sprachliche Grenze scheint doch grösser zu sein, als ich anfangs vermutete.
[...] Wir lieferten diesmal 480 Seiten und 101 Clichés [Illustrationen] gegenüber 454 Seiten und 96 Clichés im Vorjahr. Der Abonnementspreis ist also seit 1948, als wir 308 Seiten und 32 Clichés lieferten, der gleiche geblieben, was natürlich nur durch die erhöhte Abonnentenzahl möglich wurde. [...] Bei dieser Gelegenheit dürfen wir nicht vergessen, allen zu danken, die durch Mehrbeträge den Druck der Zeitschrift, meine Redaktionsarbeit und den Baufonds haben sichern helfen. Es ist eine grosse Genugtuung zu wissen, dass Hilfe im gegebenen Moment immer da ist.
Erwähnen möchte ich auch die verschiedenen Vortragsabende, denen in diesem Jahr ein besonders erfreulicher Erfolg beschieden war und die mithelfen, das Abonnement unserer Zeitschrift interessanter zu machen. [...] Und dass wir in einem solchen Haus unter städtischer Leitung seit vielen Jahren Heimatrecht [seit 1948] haben, ist wohl einzigartig nicht nur in Europa, sondern sicher in der Welt. Vergessen wir nie, dass uns das verpflichtet! [...] Wir wollen uns auch der neuen Leitung des Wirtschaftsbetriebes, Herrn und Frau Ribi, dankbar erweisen. [...]"
Ernst Ostertag, Dezember 2004