1958-1959

Wahlthema der CSP (CVP)

Die beiden Mordfälle und die Reaktionen darauf begannen rasch auch die Politik zu beeinflussen, vorab jene gewisser Parteien. Im Frühjahr 1958 standen in der Stadt Zürich Wahlen an. Die Christlichsoziale Partei (CSP, heute CVP) streute Flyer mit dem Titel

"Die Christlichsozialen hatten den Mut, die Gefährdung der Jugend durch ein gewisses Männer-Milieu im Gemeinderat schonungslos zur Sprache zu bringen".

Dann folgten Sätze wie:

"Die Mordfälle Oboussier und Rusterholz hatten der Öffentlichkeit erschreckend gezeigt, wie die Seuche der Homosexualität in Zürich grassiert und in welch bedrohlichem Masse sie zu einer Gefährdung der Jugend geworden ist.

Das Schweizerische Strafgesetzbuch stellt zwar dieses Männerlaster - im Gegensatz zu den früheren kantonalen Gesetzen - nicht mehr unter Strafe. Aber es statuiert strenge Strafen für die Verführung Jugendlicher bis zu 20 Jahren. Wir forderten, dass diese Bestimmungen rücksichtslos gehandhabt werden und zu diesem Zwecke Verstärkung der Sittenpolizei und scharfe Überwachung des berüchtigten Männer-Milieus und der (besonders nachts) herumstrielenden jungen Burschen.

Auch die sittliche Kraft einer religiösen Erziehung muss von den Behörden viel ernster genommen und gefördert werden.

Eine schönere Zukunft beginnt mit einer moralisch kerngesunden, frohen und sportlich-rassigen Jugend, nicht mit Bar- und Dancing-Fans! Die Zukunft beginnt heute: mit der christlichsozialen Liste 4."

Für die Wahlen im Kanton Zürich 1959 marschierte die CSP wiederum ganz vorn an der Front der Kämpfer gegen die "moralische Verkommenheit".

Ernst Ostertag, September 2005