1963

Interview Justiz/Polizei: Gegensätze

... Bezirksanwalt Robert Frick und Kriminalkommissär Hans Witschi

Der erste Teil der Interview-Serie "Drittes Geschlecht" in der Zürcher Woche erschien am 13. September:

"Zürich hat seit vergangenem Samstag einen neuen Mordfall. Die besonders brutale und perverse Untat am Katzensee ist [...] noch nicht [...] als Homosexual-Verbrechen abgeklärt, doch [...] der Verdacht verdichtet sich schon dadurch, dass die Polizei bereits weiss, dass weder das Opfer noch der Mörder im Zeitpunkt der Tat bekleidet waren. [...]

Ist Zürich tatsächlich ein Homosexuellen-Zentrum? - Wir beginnen heute mit einer Reihe von Interviews zu dieser Frage [...]. Wie gegen Auswüchse der Homosexualität vorzugehen sei, äussern sich heute [...] Bezirksanwalt Dr. Robert Frick, Zürich, und Kriminalkommissär Dr. Hans Witschi von der Zürcher Sittenpolizei. [...] Sebastian Speich und Nanette Schwarz haben [...] die Fragen vorgelegt.

Aus dem Interview mit Bezirksanwalt Dr. Robert Frick und Kriminalkommissär Dr. Hans Witschi:

[...] Frage: Erachten Sie die Homosexualität als eine Gefahr für die Gesellschaft?

Dr. Frick: Wir müssen aufpassen, dass gegen Ende des 20. Jahrhunderts die Homosexualität bei uns nicht salonfähig wird. Die Homosexuellen haben heute die Tendenz, sich als normal hinzustellen und erheben Anspruch darauf, quasi als 'Drittes Geschlecht' anerkannt zu werden. [...] Ich betrachte es als Skandal, dass sich die Homosexuellen in Vereinigungen zusammenschliessen und sogar Bälle durchführen - früher in Lokalen, die der Stadt gehören. Das hat die Stadt glücklicherweise abgestellt.

Zeigt Ihre Erfahrung, dass ein Jugendlicher durch Verführung homosexuell werden kann?

Dr. Witschi: [...] Ein rein heterosexueller Bursche kann nach einer Verführung nicht homosexuell werden. Ich glaube aber doch, dass eine Verführung möglich ist, wenn sich der Betreffende sozusagen noch 'auf beiden Ufern' befindet. [...] Wir sind strikte gegen jede Herabsetzung des Schutzalters [damals bei Männern 20. Lebensjahr] - das nur schon aus militärpolitischen Gründen. Wir können nicht zulassen, dass immer mehr junge Männer vor der Rekrutenschule zur Homosexualität verleitet werden. [...]"

Wie beurteilen Sie die Ächtung der Homosexuellen durch die Gesellschaft?

[...] Dr. Frick: Die Homosexuellen treten heute immer mehr aus dem Versteckten ans Tageslicht. Mit der Propaganda in ihrer Zeitschrift Der Kreis versuchen sie, immer mehr Mitglieder zu gewinnen.

Dr. Witschi: Hier muss ich diese Leute allerdings ein wenig in Schutz nehmen. Die Zeitschrift wird nur an volljährige Mitglieder abgegeben. Auch bei ihren Veranstaltungen achten die Homosexuellen durch strenge Türkontrolle darauf, dass keine Minderjährigen Einlass finden.

Dr. Frick: Aber immer wieder finden wir bei Hausdurchsuchungen solche Hefte auch bei Leuten, die gar nicht Mitglieder der Vereinigung sind.

Für welche strafrechtlichen Massnahmen gegen die Homosexualität treten Sie ein?

Dr. Witschi: [...] Wir glauben, dass der heutige gesetzliche Zustand [...] weitgehend genügt. Wir fragen uns allerdings, ob das Strafmass [...] nicht noch erhöht werden sollte. [...]

Dr. Frick: [...] dass ich [...] sofort für eine Lösung nach deutschem Vorbild eintreten würde - das heisst: allgemeines Verbot der Homosexualität - falls die Homosexuellen weiter mit Propaganda versuchen, ihren Kreis auszuweiten. [...]"

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Ernst Ostertag, November 2005