1979

Register abgeschafft

... und vernichtet; Reaktionen

Die Besprechung vom 25. Januar 1979 mit Polizeivorstand und Stadtrat Frick brachte die Abschaffung und Vernichtung des Homo-Registers, also den vollen Sieg der drei Organisationen. Jürg Wehrli setzte einen Kurzbericht ins hey:1

"Die Sitzung mit der Polizei beginnt kurz nach 14.00. Stadtrat Frick leitet ein, dass diese Sitzung als Vorbereitung für die schriftliche Antwort der Polizei auf unsere Petition gedacht sei. Er eröffnet uns zudem die Abschaffung des Registers und die Vernichtung der einschlägigen Akten, was durch den Chef der Kripo, Dr. Hubatka, bestätigt wird. Dies bedeutet unsere Gleichstellung in Bezug auf die Behandlung durch die Polizei."

Die angekündigte schriftliche Antwort trug das Datum vom 1. Februar 1979 und war an die drei Organisationen gerichtet, also an die HFG (Homosexuelle Frauengruppe Zürich), HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich) und SOH (Schweizerische Organisation der Homophilen). Wichtigste Passagen:

"[...] Die eingehende Prüfung Ihrer Petition hat folgendes ergeben: [...] Eine neuerliche Überprüfung der Zweckmässigkeit der in diesem Register enthaltenen Angaben hat [...] ergeben, dass im Hinblick auf deren geringen kriminalpolizeilichen Nutzeffekt inskünftig auf solche Eintragungen verzichtet werden kann [...].

Angesichts dieser Sachlage hat die Stadtpolizei sämtliche Karten von Personen entfernt und vernichtet, welche sich nicht einer strafbaren Handlung im Sinne des Strafgesetzbuches schuldig gemacht haben. Homosexuelle Personen werden von nun an nur noch karteimässig erfasst - wie [...] auch alle anderen Straftäter - wenn sie sich nach Massgabe des Strafgesetzbuches schuldig gemacht haben.

Personen, die aus irgendwelchen Gründen als Homosexuelle bekannt, aber nicht straffällig geworden sind, werden wegen ihrer besonderen sexuellen Veranlagung polizeilich nicht vermerkt.

Ich werde diese neue Regelung auch der Öffentlichkeit bekanntgeben.

Mit freundlichen Grüssen

Der Polizeivorstand der Stadt Zürich

Frick"

Aus den vielen Reaktionen seien zwei herausgegriffen:

Schon am selben Abend brachte das Regionaljournal für die Kantone Zürich und Aargau (Radio DRS1) ein Interview, das Jürg Wehrli ins hey setzte:2

"[...] Das umstrittene Register ist abgeschafft. Über diesen Entscheid hat sich Marie-Therese Guggisberg mit dem Polizeivorstand [...] Hans Frick unterhalten.

[...]

Guggisberg: [...] Was heisst, die Kartei hat 'nicht viel gebracht'?

Frick: Wir haben ja in den letzten Jahren einige Tötungsdelikte im homosexuellen Milieu gehabt, und nach Angaben des Chefs der Kriminalpolizei hat das Register bei der Aufklärung solcher Fälle nichts gebracht. [...] Darum glaube ich eben, dass wir unsere Arbeit dort konzentrieren müssen, wo wir Aufgaben zu bewältigen haben, und nicht Register führen, die nichts hergeben. [...] Die einschlägigen Akten sind bereits vernichtet worden.

Sprecher: Soweit Stadtrat Frick. Der Sprecher der drei Organisationen [...] hat sich am Telefon zu diesem Entscheid so geäussert:

[...] Das ist sicher ein sehr grosser Erfolg für alle Betroffenen, auch [...] für die drei verantwortlichen Organisationen [...]. Das bedeutet weiter, dass sich die Zusammenarbeit [...] gelohnt hat. Es ist auch ein Erfolg deshalb, weil das Register nicht einfach in anderer, reduzierter Form geführt wird, sondern weil es nach dem Versprechen der Polizei [...] abgeschafft und vernichtet worden ist. Wir haben damit unser Ziel in Zürich erreicht [...]."

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Ernst Ostertag, Mai 2007

Quellenverweise
1

hey, Nr. 3/1979, Seite 9

2

hey, Nr. 3/1979, Seite 11, Übertragung des Interviews in die Schriftsprache