1979
Reaktion der Polizei
… auf einen Petitionsbogen
Eine Unterzeichnerin des Petitionsbogens schickte versehentlich ihr Exemplar mit etwas über 20 Unterschriften direkt an den Polizeidirektor, statt, wie vorgesehen, alles der HAB (Homosexuelle Arbeitsgruppen Bern) abzuliefern, damit erst nach Abschluss der Unterschriftensammlung die Petition mit sämtlichen Bogen dem Chef der Berner Stadtpolizei überreicht werden könnte.
Und dieser, Polizeidirektor Fritz Augstburger (von der kleinen Mitte-Links-Partei "Junges Bern"), antwortete sofort, am 29. Juni 1979, gerichtet an die HAB:
"[...] Ich komme zurück auf Ihre Petition vom 23. sowie meine Empfangsbestätigung vom 27. Juni 1979, und ich kann nun wie folgt zu den von Ihnen vorgetragenen Anliegen Stellung nehmen:
Eine sogenannte 'Homosexuellen-Kartei' wird bei der Sicherheits- und Kriminalpolizei der Stadt Bern nicht geführt, d.h. lediglich wegen Homosexualität erfolgt keine Registrierung. Homosexuelle, die Opfer von Straftaten oder allenfalls selber straffällig geworden sind [...], werden nach den genau gleichen Regeln registriert wie andere Personen.
Wenn Det Wm mbA Eichmann gesagt haben soll 'Auch wir haben eine solche Kartei', wie dies in der BN [Berner Nachrichten] vom 14. April 1978 aufgeführt ist, kann sich diese Aussage nur auf die Registrierung von Homosexuellen beziehen, die straffällig geworden sind. [...]
Abschliessend möchte ich meinem Erstaunen darüber Ausdruck geben, dass plötzlich das Verhältnis der Berner Polizei zu den Homosexuellen kritisiert wird, ist doch bekannt, dass seit Jahren auf dem Platze Bern nicht die geringsten Animositäten und Spannungen bestehen. [...]
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass auswärtige Kreise, denen die Verhältnisse in Bern gar nicht bekannt sind, auf diese untaugliche Weise versuchen, gegen die Polizei Stimmung zu machen. [...]"
Ernst Ostertag, Juni 2007