1972/1973

Gründung

… in zwei Schritten

In seinem Bericht schrieb "Thomas" auch von der ersten Versammlung vom 23. Juni und von der Gründung vier Tage danach:1

"Bereits zwei Tage später findet eine erste Vollversammlung statt. In einer nicht allzugrossen Privatwohnung treffen sich ungefähr dreissig Leute. [...] Am 27. Juni 1972 fand eine Statutengebende Versammlung statt. Die Statuten der HAZ werden sinngemäss übernommen. Damals war unser Name noch HAB (Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel)."

Schon im HAZinfo Nr. 2 vom August 1972 schilderte vermutlich derselbe "Thomas" die Gründungsgeschichte in Basel und sah bereits sachlich-kritisch in die nahe Zukunft:

"Was soll jetzt geschehen? Voran steht das Problem eines Lokals. Welche Schwierigkeiten die Suche bietet, ist bekannt. Wenn es nicht gelingt, [...] laufen die Leute [...] auseinander.

Dann, und das ist ebenso schwerwiegend, weiss man im Grunde gar nicht, was man eigentlich tun soll. Die fast sklavische Nachahmung des Zürcher Vorbilds deutet [...] auf das Fehlen eigener Vorstellungen.

Was die Leute miteinander verbindet ist, abgesehen von ihrer Homosexualität, lediglich ein vager Wille, 'etwas für die Schwulen zu tun'. Wie dieses 'Etwas' aber aussehen soll, darüber gehen die Meinungen, wenn solche überhaupt vorhanden sind, auseinander. Sie reichen von denjenigen, die sich lediglich ein neues Vergnügungszentrum erhoffen, bis hin zu denen, die so rasch wie möglich die lila Welt der Schwulen in Rot tauchen wollen. Dass es darüber noch zu Auseinandersetzungen kommen wird, ist klar. [...]

Sollte es gelingen, in Basel eine Alternative aufzubauen, wäre viel erreicht. Hinzu kommt, dass sich mit der Gründung in Basel und einer eventuellen in Bern so etwas wie eine gesamtschweizerische Schwulen-Organisation abzuzeichnen beginnt, [...]."

Das habs-info 6/82 und Sonderheft Geschichte berichtete von den Anfängen:2

"Ende des Jahres 1972 erscheint in der Zeitschrift focus ein Artikel über die Basler Schwulengruppe und unsere Adresse wird publiziert. Inzwischen ist in Bern auch eine schwule Gruppe4 entstanden. Die Basler Gruppe verzichtet auf die Abkürzung HAB zugunsten der Berner und gibt sich nun den definitiven Namen HABS. [...]

Am 14. Februar 1973 wird der 'Studentenverein HABS-Unigruppe' mit eigenen Statuten gegründet. Dieser Verein stellt ein Gesuch an den Rektor der Uni um Anerkennung, was zur Folge hätte, dass man offiziell an der Uni auftreten könnte. Bereits am 26. 4. 1973 anerkennt die Disziplinarkommission der Uni die HABS-Unigruppe und gewährt ihr Anschlagsrecht. [...] Im Mai hat die HABS-Unigruppe einen Anschlag im offiziellen Glaskasten [...] mit der Adresse. Ein erster 'schockierender' Entwurf wurde vom Rektorat abgelehnt."

Damit war im ersten Jahr schon recht viel geleistet worden. Dennoch, von einer Festigung und bewussten Zielsetzung war man noch weit entfernt. Dazu bedurfte es eines ganzen weiteren Jahres. Die Gefühlslage der Basler Schwulen und eine Wertung des Geschehens:3

"Für viele HABS-Mitglieder bedeutete die Möglichkeit, sich in einer schwulen Organisation zu beteiligen, bereits eine entscheidende Veränderung in ihrem Leben. Die positiven Erfahrungen, die sie dort sammeln konnten, liessen für sie die Frage nach der Wirksamkeit nach aussen zweitrangig werden. Dennoch leistete die HABS einen wichtigen Beitrag, die Sichtbarkeit von Schwulen auf der Strasse und in den Medien zu vergrössern."

Nach oben

Ernst Ostertag, Oktober 2006

Quellenverweise
1

habs-info, Nr. 6/1982, Seite 9

2

habs-info, Nr. 6/1982, Seiten 10 und 11

3

Kuno Trüeb und Stephan Miescher, Männergeschichten, Seite 123

Anmerkungen
4

Die HAB, gegründet am 6. Dezember 1972