1974

Infoblatt

... ein ge­plan­ter öf­fent­li­cher Auftritt?

Eine der wohl ersten Taten des neuen Vereins war ein In­fo­blatt, das als un­da­tier­ter Entwurf ins Archiv gelangte und mög­li­cher­wei­se gar nie weiter aus­ge­ar­bei­tet und her­aus­ge­ge­ben wurde. Seine Sätze er­mög­li­chen einen Blick auf Denkart, Taktik und Programm der In­iti­an­ten:

"Helft uns bitte, dass die habs nicht mehr exis­tie­ren müssen, durch

  • die völlige Akzeptierung, nicht nur Tolerierung, der Homosexuellen
  • Abschaffung der Diskriminierung (Privatleben, Beruf, Wohnungssuche, Arbeitssuche…)

Was sind wir, die habs, ei­gent­lich?

  • Wir sind ein Verein von - leider bis jetzt nur - Homosexuellen, die sich zusammengeschlossen haben, um die Probleme der Homosexualität untereinander und auch mit der Gesellschaft zu diskutieren. Gerne würden wir auch Heterosexuelle in unseren Reihen begrüssen, aber... [...]

Bitte ver­ste­hen Sie uns nicht falsch. Wir wollen hier nicht für die Ho­mo­se­xua­li­tät werben, sondern eine kleine Auf­klä­rung geben, dass eben Ho­mo­se­xua­li­tät nichts Schlech­tes ist. [...]

Wir danken Ihnen und würden uns freuen, etwas von Ihnen hören zu dürfen.

  • Ihr Coiffeur
  • Ihre Verkäuferin
  • Ihr Bäcker
  • Ihre Blumenhändlerin
  • Ihre Nachbarn
  • Ihr bester Kollege

Gerade sie (alle) könnten auch Ho­mo­se­xu­el­le sein? Sie ver­ste­cken viel­leicht ihre Ho­mo­se­xua­li­tät, und zwar deshalb, um vor even­tu­el­len Dis­kri­mi­nie­run­gen ver­schont zu bleiben.

Wussten Sie schon, dass

  • 25 von 100 Menschen1 rein homosexuell veranlagt sind?
  • etwa die Hälfte bisexuell ist
  • Regierungsmitglieder, Gründer von internationalen Organisationen, Schlagerstars, Komponisten, Schauspieler usw. homosexuell sind oder waren und dennoch akzeptiert werden. Nur der kleine schwule Mann von der Strasse nicht.

wir ver­su­chen, durch ver­schie­de­ne Ar­beits­grup­pen die Probleme der Ho­mo­se­xu­el­len zu lösen."

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Ernst Ostertag, Oktober 2006

Anmerkungen
1

Da musste ein Fehler un­ter­lau­fen sein, die damals an­ge­nom­me­ne Zahl von min­des­tens 4% hat wohl zur falschen Be­rech­nung geführt