1974/1975

Kontakt zur Presse

"Homosexualität"-Artikel, Mitglieder, Aktionen

Am 16. September 1974 führte die HABS eine Pressekonferenz durch. Das habs-info Nr. 5 vom Dezember schrieb dazu:1

"Das unerwartet erfreuliche Resultat hat bewiesen, dass die Presse durchaus Interesse am Thema 'Homosexualität' zeigt. [...] Insgesamt erschienen Artikel in zehn Tageszeitungen. Nachfolgend sind einige davon abgedruckt."

Diese zum Teil sehr detaillierten Auseinandersetzungen trugen die verschiedensten Überschriften:

  • Die AZ vom 30. September titelte "Raus aus den Parks zu gesellschaftlicher Gleichberechtigung, Homosexualität ist nicht widernatürlich"
  • Der Blick vom selben Tag setzte gross und fett: "Für immer geächtet?"
  • Die COOP Genossenschaft vom 3. Oktober schrieb von der "Selbstbefreiung der Homosexuellen"
  • Sogar die deutsche Badische Zeitung vom 20. September war dabei: "Homosexuelle in der Schweiz, Streben nach gleichem Recht".
  • Den ausführlichsten Artikel brachten die Basler Nachrichten vom 18. September: "Ausbruch aus dem Ghetto, Homosexuelle Arbeitsgruppen (HABS) plädieren für Abbau einer alten Diskriminierung".

Wer waren die Mitglieder der HABS? Dazu Stephan Miescher in "Männergeschichten":2

"Obwohl die HABS aus einer Veranstaltung an der Universität hervorging, wäre es verfehlt, von einer studentischen Organisation zu sprechen. Anders als bei der HAZ besuchte die überwiegende Mehrheit der Mitglieder nie eine Universität, intellektuelle Turnübungen und theoretische Debatten hatten bei den meisten nicht Priorität.

In der Anfangszeit war ein grosser Teil der Mitglieder in Ausbildung, in sozialen Berufen oder als Angestellte tätig, zudem zwischen 20 und 30 Jahre alt. Es gelang immer wieder, auch Schwule über 40 anzusprechen oder zur Mitarbeit in einer der verschiedenen Gruppen zu gewinnen."

Stephan Miescher bemerkt dazu:

"Insbesondere die Literaturgruppe zeichnete sich in ihrer Anfangszeit durch ein breites Altersspektrum aus, das von 20 bis 75 Jahre reichte."

Das habs-info Nr. 5 vom Dezember 1974 erwähnte:3

"Zurzeit zählt die HABS ungefähr 55 Mitglieder, die Arbeitsgruppen ungefähr 6 bis 12."

"Die HABS war in den Jahren 1972-1980 nicht die politisch aktivste Schwulenorganisation in der Schweiz, doch verstand sie es, Feste zu organisieren und zu feiern. Jedes Jahr bildete ihr Geburtstagsfest im Juni einen Höhepunkt."4

Also lagen zumindest in den ersten sieben bis acht Jahren die Akzente bei der "Arbeit nach innen". Allerdings gab es auch "Arbeit nach aussen":

Kontakte zur Presse wurden immer wieder gesucht und gefunden, etwa mit Leserbriefen, die auch regelmässig abgedruckt wurden; man schrieb vor Wahlen die Kandidaten an und lud sie zu Gesprächen; die Drähte des HABS-Telefons liefen zeitweise heiss, wenn auch anfänglich viele Leute sich einen Jux daraus machten, die stadtbekannte "schwule Nummer" einzustellen.

Ab 1975 beteiligte sich eine HABS-Gruppe regelmässig an den 1.-Mai-Umzügen. Diese Leute waren die ersten in der Schweiz, denen das Mitmarschieren am Tag der Arbeit gelang. Ihre Kollegen in Genf taten das 1979 ebenfalls - und erst noch voll sichtbar mit einem zündenden Transparent, womit sie sogar die Titelblätter der Presse eroberten.

Nach oben

Ernst Ostertag, Oktober 2006

Quellenverweise
1

habs-info Nr. 5, Seite 6 ff

2

Kuno Trüeb und Stephan Miescher, Männergeschichten, S.110

3

habs-info Nr. 5, Dezember 1974, Seite 5

4

Kuno Trüeb und Stephan Miescher, Männergeschichten, Seite 111