1979-1985
Solidarität - Ideologie
Gegensätze
Anfänglich war kein Kassier nötig, da die diversen kantonalen HA-Gruppen die Finanzierung übernahmen. Ab Ende der 70er-Jahre kam es zu grösseren Aktionen, was andere Strukturen erforderte. Sie wurden 1979/80 mit dem Verein Solidaritätsfonds der HACH (Dachorganisation Homosexuelle Arbeitsgruppen Schweiz) geschaffen. Dazu Gerber:1
"Als Ziele des HACH-Fonds wurden die finanzielle Unterstützung von gemeinsamen oder im Interesse der HACH durchgeführten Aktionen und die Unterstützung von neu gegründeten Gruppen genannt. Die einzelnen kantonalen oder Städtegruppen hatten zehn Prozent ihrer Gesamteinnahmen an den HACH-Fonds abzugeben. Der Fonds brachte in der Folge eine wesentliche Erleichterung in Bezug auf die Durchführung spontaner Aktionen und das Planen von grösseren, finanziell aufwendigen Aktionen (Demonstrationen, Publikationen)."
Mit dieser Stärkung der HACH traten auch scharfe Gegensätze unter den HA-Gruppen auf. Vor allem die HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich) hatte damit Probleme. Als in den 80er-Jahren die HAB (Homosexuelle Arbeitsgruppen Bern) zunehmend an Dominanz gewannen und auf deutliche Stärkung der HACH und auf eher pragmatisches, geschlossenes Vorgehen aller hinarbeitete, machte die HAZ dagegen Front. Sie wollte Vielfalt und Eigenständigkeit der Gruppen fördern und vor allem weiterhin ideologisch denken und revolutionär handeln. Das zeigte sich in den heftigen Diskussionen um eine Grundsatzerklärung der HACH Ende 1980. Gerber zitiert dazu eine Äusserung der in diesem Fall den Zürchern nahe stehenden HABS (Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel):2
"Der HACH kann es daher niemals bloss um die Belange der Homosexuellen gehen. Über die Sache der Homosexuellen hinaus lehnt sie grundsätzlich eine Gesellschaftsordnung, die auf Unterdrückung basiert, ab und bekämpft sie. Eine Befreiung der Homosexualität allein bei weiter bestehender Repression gegenüber anderen betrachtet die HACH als unmöglich."
Gleichzeitig hatten die HAB die Notwendigkeit einer Stärkung der HACH als Zusammenschluss von homosexuellen Organisationen mit einem Argument begründet, das den Positionen der Zürcher und Basler durchaus entsprach:
Gerade die Jugendunruhen 1980 hätten gezeigt,
"mit welchen Repressionen der bürgerliche Staat reagiert, wenn sich eine Gruppe [in diesem Fall die Jugendlichen] gegen den täglichen Terror zur Wehr setzt."3
Weitere "grössere Diskussionen über die Ideologische Ausrichtung der HACH finden sich erneut ab 1983", als die CSD-Demonstration in Luzern unter das Motto "Gewalt gegen Schwule und Lesben - Schwule und Lesben gegen Gewalt" gestellt wurde.4
Eine Einigung kam schliesslich mit den erneuerten Statuten vom 21. September 1985 zustande.
Ernst Ostertag, November 2006
Quellenverweise
- 1
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 38
- 2
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 59
- 3
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 59
- 4
Beat Gerber, Lila ist die Farbe des Regenbogens, Schwestern, die Farbe der Befreiung ist rot. Die Homosexuellen Arbeitsgruppen der Schweiz (HACH) von 1974-1995, Seite 60