1973-1978

Zusammenschluss aller!

Auch Frauen und SOH

Um das grosse Ziel der endgültigen Schwulenbefreiung zu erreichen, brauchte man die Zusammenarbeit aller, auch der Frauen - und der SOH (Schweizerische Organisation der Homophilen).

Amerika hatte vorgelebt, wie entscheidend wichtig die Frauen waren. Ab 1971 gab es in der Schweiz endlich das Frauenstimm- und -wahlrecht. Über die noch zu erkämpfende allgemeine Gleichberechtigung der Frauen konnte auch die Befreiung und Gleichberechtigung der Homosexuellen angegangen und verwirklicht werden.

Mit "den Linken" allein war es nicht zu schaffen. Das hatte der Kampf um das Frauenstimmrecht bewiesen. Man musste auch Bürgerliche mit liberaler Haltung und sogar Religiöse für unsere Ziele gewinnen und mobilisieren. Das war einzelnen Mitgliedern der HA-Gruppen bewusst, auch wenn sie sich vorerst kaum so äussern mochten. Unter den Aktiven der SOH sahen sie aber Verbündete, und das schuf eine Brücke zwischen beiden Organisationen - wenigstens für jene paar Pragmatiker, die weiter blickten als die Mehrheit der dezidierten Ideologen.

Als Mitarbeiter von hey und der SOH wurde ich (Ernst Ostertag) 1976 Passivmitglied der HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich), ein Schritt, den ich verheimlichte. Da wir im hey noch Pseudonyme verwendeten, kannte mich bei den HAZ keiner. Um meine Mitgliedschaft wusste unter den Redaktionsfreunden nur Erwin Scheiwiller, selber ein "Linker". Gemeinsam suchten wir das hey "kompatibel" zu gestalten, also ohne Polemik gegen andere Gruppierungen, worin uns ab 1977 auch "der junge Neue" unterstützte: Jürg Wehrli (geb. 1955).

Ab 1978 gab es erste gemeinsame Aktionen von HAZ, SOH und der Homosexuellen Frauengruppe (HFG). Der Kampf um die Abschaffung der Homoregister in Zürich wirkte zusammenschweissend und die erste Demonstration in Erinnerung an die Vorfälle an der New Yorker Christopher Street (1969) war zugleich eine Demonstration dieses kooperativen Vorgehens.

Aber vorläufig sah die Welt um die in Entstehung begriffene HACH (Schweizerische Dachorganisation der Homosexuellen Arbeitsgruppen) noch sehr anders aus.1

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Ernst Ostertag, November 2006

Quellenverweise
1

Verwendete Materialien zu den HACH sind im Schwulenarchiv Schweiz, sas