1978-1989

CSD

Christopher Street Day

1978 kam es zum ersten Schweizer CSD in Zürich, organisiert als Unterschriftensammlung für die Petition zur Abschaffung der Homosexuellenregister. Es war die erste gemeinsame politische Veranstaltung von SOH (Schweizerische Organisation der Homophilen) und HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich).

Weitere denkwürdige CSD's folgten, vorwiegend von den lokalen HA-Gruppen und der SOH organisiert:

  • 1979 in Bern
  • 1980 in Basel
  • 1981 in Lausanne

1982 traf man sich wieder in Zürich, diesmal zur "Eidgenössischen Schwulen Landsgemeinde 1982". Allerdings: Es kamen nur knapp 300 Leute an die Demo, während doppelt so viele das abendliche Fest genossen. Tanzen war den Leuten offensichtlich wichtiger als das Politschwester-Markieren. Der Frust sass tief. Man suchte Sündenböcke. Es ging nicht um jene, die lieber tanzten, die gab es immer. Es ging um die verbissen gesellschaftsrevolutionär Ideologisierten, die im Endlosdebattieren den einzigen Weg zur Schwulenbefreiung sahen. Doch das hatte sich totgelaufen und viele pragmatische Taktiker mit durchsetzbaren Ideen zum Rückzug bewogen.

Jürg Wehrli, Vizepräsident der SOH, schloss seine Philippika:1

"Dieselbe alte müde Leier von der bösen Gesellschaft, der dummen Umwelt, der schlimmen Familie, die einen zum 'Zwangsheterosexuellen' erzieht. Diese Sprache beinhaltet eine Sicht, die [...] die Schuld auf alle verteilt, ausser auf sich selbst. [...] Veränderung und Verbesserung braucht Arbeit - unsere Arbeit; daran führt kein Weg vorbei. Analysiert und kritisiert ist sehr schnell, demontiert auch. Wir zählen nach wie vor auf jene, die den Backstein in der Hand zum Bauen und nicht zum Rumschmeissen verwenden wollen."

Bald sollte die AIDS-Krise viele Kräfte in einen neuen Kampf einbinden; viele andere jedoch zogen sich in lähmender Angst und Trauer in ihre vier Wände zurück. Trotzdem gab es weiterhin jedes Jahr einen CSD bis zum letzten vom 26. Juni 1989 in Zürich. Dann war fünf Jahre lang Pause.

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Ernst Ostertag, Juli 2006

Quellenverweise
1

hey, Nr. 9/1982, Seite 5