1969/1970
Überblick
... zur Lage
Die Hippie-Bewegung, das Aussteigen vieler Bürgersöhne und -töchter aus den engen gesellschaftlichen Mustern der 50er und frühen 60er Jahre führte zu neuen gesellschaftlichen Entwicklungen. Auch Schwule machten in dieser Bewegung mit; hier fanden sie eine Form von Heimat.
In den USA war es unter anderem die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen, den Black Panters, welche die gesellschaftliche Öffnung vorantrieb.
In Frankreich kam es im Mai 1968 zu einem 14-tägigen Generalstreik mit vor allem gesellschaftlichen Hintergründen.
Das zündete in andere Teile Europas, auch in die Schweiz. Die Zürcher Globus-Krawalle vom Juni 1968 waren Auflehnung gegen eine festgefahrene Jugendpolitik und die dazugehörende polizeiliche Repression. Diese Ereignisse setzten ein Zeichen des Aufbruchs.
Von ähnlich explosiver Stimmung angeheizt kam es in New York 1969 zu den Stonewall-Krawallen. Das war die Wende auch für die Schwulen und Lesben; es war die Geburt der Gay-Liberation.
Der Tenor der Zeit nach der allgemeinen Verfügbarkeit (1965) der Anti-Baby-Pille:
"Wer zweimal mit der gleichen pennt, gehört schon zum Establishment"
konnte natürlich auch heissen:
"Wer zweimal mit dem gleichen pennt, zählt sich zum Establishment".
Der Kampf gegen die herrschende Moral war ein Kampf gegen die Herrschenden und damit ein politischer Kampf. So sahen es viele. Vor allem die Studenten positionierten sich damit gegen bürgerliche Ideale von "Ruhe und Ordnung".
"Zabriskie Point" war ein Kalifornischer Roadmovie, der 1970 in die Kinos kam und sofort zum Kultfilm der jungen Generationen avancierte. Er reflektierte die radikalen Gegensätze seiner Zeit, die Studentenrevolte von 1968, die Brutalität der Polizei und die rücksichtslose Profitsucht der Business- und Werbewelt.
Ernst Ostertag, Juli 2006