ab 1982
Privatclub
Ein Trendsetter
Der Club HEY war nun zum eigenständigen Unternehmen geworden und hatte alle Beziehungen mit schwulen Organisationen abgebrochen. Trotzdem wurde er schon in den 80er-Jahren zu einem Labor der neuen, sich langsam entwickelnden Pink Party-Community. In seinen Konzepten war er der damaligen Zeit um Jahre voraus.
1996 verschenkte die Leitung des Club HEY eine Festschrift an ausgewählte Freunde. Betitelt war sie mit:
"20 Jahre Club HEY … das Original! Der farbigste Club in Zürich feiert Geburtstag! Club HEY, wo sich alle Kulturen treffen. Zürich Bellevue (Freieckgasse)"
Der Inhalt bestand aus Kopien von Ankündigungen zu Anlässen, organisiert durch den Club HEY in den 90er-Jahren, sowie - ab 1982 - von Presseberichten zum Clubleben mit seinen Angeboten und den Menschen, die sich dort trafen. Darunter war eine Reportage von Matthias Böhni mit dem Titel "HEY! Ans Bellevue statt in die Karibik: im Club HEY hat der Winter Hausverbot".1 Die einzelnen Seiten trugen Überschriften wie:
"Zuerst ein Schwulenlokal, Dann ein Punkschuppen, Jetzt ein Schmelztiegel"
Aus dieser Seite einige Ausschnitte:
"Nach einem Jahr Betrieb - am Anfang auch noch als Lesestübli - zeigte sich, dass der Raum durch die Benützung der Homosexuellen nicht genügend ausgelastet war. [...] Die Club-Räume sollten fortan nicht nur den Schwulen offen stehen, sondern auch anderen Minoritäten. Es war die Hölle. Denn die ersten, die 1977 davon Gebrauch machten, waren die ungezogenen Punks. [...] Während der legendären Punk-Zeit spielten im HEY Bands, die erst später zu Berühmtheiten wurden: Ian Durys Blockheads, die Boomtown Rats, aber auch Kurt Maloo von den künftigen Double."
Auch Dieter Meier wechselte in den HEY, "um mit pubertierenden Lümmeln ein wahnwitziges Punkgekreisch zu produzieren." Draussen
"kommentierte man lakonisch: 'de Meier schpinnt'. Doch 'de Meier' hatte mit seinem 'dadaistischen Punk' auf die richtige Karte gesetzt, denn heute ist er bekanntlich Kapitän des Schweizer Pop-Flaggschiffs Yello.
[...] Der Club demonstriert zudem, dass für eine gute, manchmal sogar zauberhafte Stimmung weder Lasershows noch sonstige Tricks notwendig sind. Erwin Scheiwiller, aufgewachsen im Kreis 4, spielte einmal einen Züri-Knirps im Toleranz-Epos 'Bäckerei Zürrer', was für seinen weiteren Werdegang symbolischen Charakter bekam. Denn in seinem Club ist jedermann und jedefrau willkommen. Nicht toleriert werden Drogen jeglicher Art und aggressives oder sonst ungebührliches Verhalten. [...] Unter der Woche kostet der Eintritt 17 und am Wochenende 21 Franken, wobei die Getränke wie bei jedem Zürcher Privatclub selber mitgenommen werden müssen. [...]"
Bis zum 19. März 2011 existierte der Club HEY am selben Ort und galt als ältester Privatclub Zürichs unter stets derselben Leitung. 34 Jahre lang hatte Erwin Scheiwiller (zusammen mit Fred Eichenberger im Hintergrund) diese "Heimat der Schwulen, Punks und Afrikaner geprägt", wie es im Tages-Anzeiger vom 19. März 2011 hiess. Nun zog Club HEY unter anderer Leitung nach Zürich-Oerlikon.
Ernst Ostertag, März 2007
Quellenverweise
- 1
Aus dem Zürcher Monatsmagazin BONUS, Nr. 40, vom November 1991