Neue Führung

Veränderungen

Bereits an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung vom 25. November 1973 folgten die Anwesenden dem Vorschlag des Vorstandes, dass die SOH nach der Schliessung des Conti-Clubs (Kündigung auf den 31. März 1974) unter allen Umständen weiterzuführen sei.

Zu jenem Zeitpunkt war intern bekannt, dass bei den Vereinsfinanzen Probleme und Unstimmigkeiten herrschten, die bis zur ordentlichen Generalversammlung vom 19. Januar 1974 geklärt sein müssten. Ebenfalls intern bekannt war, dass personelle Veränderungen die Konsequenz sein würden. Trotzdem blieb das weiterhin freundschaftliche Einvernehmen aller Involvierten vordringlich, denn nur so waren die anstehenden Probleme zu lösen.

An der Generalversammlung (GV) kam es zum Rücktritt von Werner Tanner als Präsident und zu einem späteren Zeitpunkt auch als Vorstandsmitglied. Mit klarem Mehr wurde Guido Heuberger als neuer Präsident gewählt. Er versprach, im Finanzwesen Sicherheiten und Kontrollen einzubauen und die Fehlbeträge in verbindlicher Vereinbarung mit den betreffenden Personen wieder hereinzubringen. Später gelang das auch innerhalb einer sinnvoll erstreckten Frist.

Viel stärker ins Gewicht fiel der allgemeine Verlust. Bei einem Aufwand von Fr. 243'300.- und Einnahmen von Fr. 191'500.- lag der Verlust bei Fr. 52'000.-, wobei, den Gewinn des Conti-Club von Fr. 33'000.- vom Total abgezogen, gar ein Verlust der SOH von Fr. 82'500.- resultierte. Mit dem üblichen Überschuss des Conti-Clubs  konnte nach dessen Schliessung ab April nicht mehr gerechnet werden.

Die Lage war also sehr ernst und rief nach Neuordnungen. Auf Antrag von Robert Abraham gründete die GV  eine Schlichtungskommission und eine Arbeitsgruppe Vermögensverwaltung. Erstere sollte die an Werner Tanner und andere Vorstandsmitglieder gewährten Darlehen auf gütige Weise wieder einbringen und bei zukünftigen Differenzen und Problemen vermitteln.

Die Gruppe Vermögensverwaltung regelte in der Folge unter anderem die Unterschriftenkontrolle neu und die Eröffnung eines Sperrkontos von Fr. 92'500.- beim Verlag Plädoyer. Damit war eine Reserve und mit ihrer Sperrung die nötige Sicherheit geschaffen.

Abschliessend erteilte die GV dem Vorstand einen Auftrag für Sondierungsgespräche mit den diversen Homosexuellen Arbeitsgruppen (HAZ - Zürich, HABS - Basel, HAB - Bern usw.). Es sollte darum gehen, wie eine eventuelle Zusammenarbeit aufzunehmen und durchzuführen sei.1

Am 31. Januar wählte der Vorstand Annemarie Schmutz zur Vizepräsidentin. Die Frauengruppe war nun mit drei Frauen im Vorstand ein fest integrierter Teil der SOH.

Am 12. Februar kam es zur Gründung der Gesellschaft "Verlag Plädoyer" als einer mit der SOH gleichwertigen Institution und am 28. Februar wurden die dazu nötigen Unterschriften der Vorstandsmitglieder notariell beglaubigt. Das war ein weiterer Schritt der finanziellen Neuregelung und Absicherung und entsprach dem Vorschlag der Arbeitsgruppe Vermögensverwaltung.

An der Vorstandssitzung vom 12. März konnte Jürg C. Maier seine Theatergruppe gründen. Eine Vorstellung von E. Kishon's Stück "Der Trauschein", in dem er als Hauptdarsteller auftrat, offerierte er exklusiv für die SOH.2 (Jürg Maier leitet heute - 2006 - das Kleintheater "Maiers Raum von A bis Z" beim Albisriederplatz, Zürich.)

Im Heft 7/8, stellte sich die Arbeitsgruppe Sozialdienst (ein erstes Care-Team) mit Telefonnummern vor:3

"Es ist so weit! [...] Es darf nicht mehr vorkommen, dass Mitglieder der SOH krank und einsam in Zimmer, Wohnung oder Spital liegen. Wer krank ist, kann unsere Kameraden Josef oder Alice anrufen. Es wird dann ein Mitglied der Arbeitsgruppe, das in der Nähe des Kranken wohnt, mobilisiert. Unser Freundschaftsdienst bietet: Kontakt, Besorgen von Medikamenten, Besorgen von Lebensmitteln, Spitalbesuch etc. [...]"

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Ernst Ostertag, Juni 2006

Quellenverweise
1

hey, Nr. 2/1974, Seite 4 ff, Bericht über die GV

2

hey, Nr. 5/1974, Seite 17

3

hey, Nr. 7/8, Seite 9