SOH und SOH-Info 1984

GV und Mitteilungsblatt

Die Generalversammlung (GV) vom 28. April 1984 im "Weissen Wind" brachte die Wiederwahl von Jürg Wehrli als Präsident und von Reto Feuerstein als Vizepräsident. Zu den bisherigen Markus Gantner und Werner Hohlfeldt kamen neu in den Vorstand: Beat Meyenberg (1948-2007) als Vertreter der Berner Gruppe und Marcel Ulmann als Kassier. Damit gab es nun sechs Vorstandsmitglieder.

Das neue, im kleinen Format A5 gehaltene SOH-Info war gut angelaufen. Es erschien zweimonatlich. Jürg Wehrli zeichnete als Verantwortlicher für den Inhalt; Marcel Ulmann und Carl Diethelm wirkten aktiv mit. Es bestand zumeist aus ständigen Rubriken wie:

  • Meinungen
  • SOH-news
  • Forum der Leser
  • Panorama (mit aktuellen Meldungen Schweiz, Europa, Übersee)
  • Lesestoff (Buchbesprechungen)
  • Kalender (Programme und Veranstaltungen aller Gruppierungen und Organisationen für die nächsten beiden Monate)
  • Rendez-vous (Kontaktanzeigen)
  • Wer macht mit? (Angebote zur Mithilfe bei bestimmten Anlässen)

Ins Editorial der ersten Ausgabe setzte Marcel Ulmann einen Bericht zur Lage unter dem Titel "Ein Neubeginn":1

"Die Geschichte der Schwulenbewegung ist untrennbar mit den politischen Zeitströmungen verbunden. In Zeiten des Wohlstandes konnten emanzipatorische Fortschritte erzielt werden, die eine gewisse, wenn auch nur oberflächliche Liberalisierung signalisieren. In wirtschaftlich schwierigen Zeiten folgten Rückschläge und eine allgemeine Straffung und Beschneidung moralischer Freiheiten.

Gegenwärtig, mitten in einer wirtschaftlichen Krise, sind es die konservativen Moralhüter, die das Sagen haben. Polizeiliche Aktionen in Zürich und die Aufbauschung der Aids-Krankheit zeigen, woher der Wind weht. Das wirkt sich auch auf unsere Arbeit aus. Die wenigen Aktiven verkriechen sich in ihre Schneckenlöcher und die Arbeit der SOH kommt zum Erlahmen.

Gesamthaft gesehen sind die Fortschritte unserer emanzipatorischen Arbeit eher mager. Seit der letzten gesetzlichen Verbesserung sind über 40 Jahre vergangen und im Augenblick herrscht überall Windstille. Bei der gegenwärtigen Stimmung im Volk wird es noch Jahre dauern, bis eine Revision des Strafgesetzes unter Dach ist.

Damit hätten wir den Zeitpunkt erreicht, an dem wir die Tätigkeit der SOH einmal grundsätzlich überdenken sollten. [...] Ist die SOH in ihrer gegenwärtigen Form noch zeitgemäss? Was müssten wir ändern? Sollten wir nicht unsere Struktur von Grund auf überdenken? [...]"

Dann schälte er zwei Dinge heraus: Zur Information genüge eine zweimonatige Vereinszeitschrift und zur Konzentration der Kräfte müssten alle Mitglieder aktiviert werden, es sei also die Teilung in Aktive und Passive aufzuheben, alle sollten gleichermassen beteiligt und verantwortlich sein.

Im Editorial des zweiten Heftes lud er zum CSD:2

"Es bleibt die Hoffnung, dass [...] die Nachdenklichen unter uns an der diesjährigen Demo am 23. Juni in Bern mitmarschieren. Unser Motto soll lauten: 'Jetzt erst recht!' "

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Ernst Ostertag, April 2007

Quellenverweise
1

SOH-Info, Februar/März 1984, Seite 3, "Meinungen"

2

SOH-Info, April/Mai 1984, Seite 3