1998
Aktion Kirche
… "bibelfest" oder bigott?
Nachdem der Synodalrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche Bern-Jura im Juni 1995 beschlossen hatte, es könnten "Fürbitte-Feiern" für gleichgeschlechtliche Paare durchgeführt werden, lag der Ball für eine Umsetzung bei der Kirchensynode. Drei Jahre später (Herbst 1998) blieb der Synodalrat weiterhin bei seinem Beschluss, auch als eine Umfrage unter Pfarrvereinen und in den Bezirken einen massiven - und massiv enttäuschenden - Widerstand von 2/3 gegen 1/3 ergab. Der Bund berichtete darüber, was Hanna und Walter Keller zu einem Leserbrief herausforderte. Sie verfassten ihn am 26. Oktober 1998 im Namen des Vereins FELS und bereits fünf Tage später stand er im Bund zu lesen:
"Sind vor der Kirche alle gleich?
'Kirche ist immer dort, wo die Menschen sind.' So die frohe Botschaft des neugewählten Präsidenten des Evangelischen Kirchenbundes der Schweiz, Pfr. Thomas Wipf, in der Tagesschau vom 26. Oktober 1998. Dazu in krassem Widerspruch steht der Bericht 'Sind vor der Kirche alle gleich?' im Bund vom 24. Oktober. Darin wird berichtet, dass der Synodalrat der Reformierten Kirchen Bern-Jura dem Kirchenparlament vorschlägt, die Möglichkeit für 'gottesdienstliche Feiern für Menschen in besonderen Lebenslagen' zu schaffen. Damit hätten lesbische und schwule Paare die Chance, für ihre Lebenspartnerschaft in einer kirchlichen Feier um den Segen Gottes zu bitten.
Eine Umfrage des Synodalrates hat indessen ergeben, dass 14 von 21 Bezirkssynoden und Pfarrvereinen Feiern mit homosexuellen Paaren strikte ablehnen. 'Kirche ist immer dort, wo die Menschen sind.' Sind denn Lesben und Schwule im Kanton Bern keine Menschen? Wir fragen uns, wie diese bewusste Ausgrenzung der Homosexuellen und ihrer Angehörigen mit dem christlichen Gewissen vereinbart werden kann und wie lange es noch dauert, bis solch menschenverachtendes Verhalten auch bei uns überwunden werden kann."
Ernst Ostertag, Juni 2008