ab 1989

Schwulen-Seite

… aus der Vorgeschichte

In seiner "Aktennotiz zu Handen des Schwulenarchivs", datiert vom 27. September 2006, schrieb Rolf Trechsel über die Tätigkeit der Arbeitsgruppe Bundespolitik der HACH (Dachverband der homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz) in Bezug auf das Ausländerrecht:1

"Ausländische Lebenspartner von Schwulen und Lesben erhielten oft keine Aufenthaltsgenehmigung in der Schweiz. Dies führte zu enormen emotionalen Belastungen. Während heterosexuelle Paare dieses Problem mit der Heirat lösen konnten, war dies homosexuellen Paaren unmöglich. Die Tatsache, dass da eine Beziehung des Ausländers zu einem Schweizer bestand, spielte überhaupt keine Rolle beim Entscheid über eine Aufenthaltsgenehmigung.

Die Gruppe Bundespolitik ereichte ein Gespräch mit dem Zürcher Regierungsrat Hans Hofmann (SVP) im Frühling 1989, doch ergaben sich daraus keine konkreten Resultate.

Das Problem war jahrelang Thema für Anwältinnen und Anwälte, welchen es mit den Jahren gelang, die harte Rechtslage für Lesben und Schwule aufzuweichen - bis das Partnerschaftsgesetz eine grundlegende Lösung brachte."

In einem Rückblick auf die Vorgeschichte schrieb Rolf Trechsel in einer Mail vom 19. April 2006, gerichtet an Ernst Ostertag unter anderem:2

"Tagung vom Wochenende des 1. Oktober 1989 zum Thema 'Neue Lebensformen oder 'alte' Ehe für gleichgeschlechtliche Paare', organisiert von der AG Bundespolitik der HACH: In einer Medienmitteilung verlangen die HACH erstmals 'Ehefreiheit'. Dies übrigens am gleichen Tag, an dem in Dänemark die registrierte Partnerschaft in Kraft tritt. Die HACH fordert die Schweizer Behörden auf, dem dänischen Beispiel zu folgen. Die neue Linie ist in den HACH umstritten.

Die HACH beschliessen [...] an der Delegiertenversammlung vom 26. Mai 1990 im Tagungshaus auf dem Albispass (ZH) eine Umfrage unter den Mitgliedern.

Das Anfang 1991 veröffentlichte Ergebnis zeigt, dass nur 13% eine Öffnung der Ehe befürworten, [...] 46% eine anerkannte Partnerschaft und rund 34% eine Verbesserung in Einzelbereichen. [...]

20./21. April 1991: Tagung 'Klare Rechte für schwule und lesbische Lebensgemeinschaften' in Solothurn, organisiert durch die [...] HAB (Homosexuelle Arbeitsgruppen Bern). An der Tagung äussern viele Referentinnen und Referenten Skepsis gegenüber der Forderung nach einer Öffnung der Ehe.

19. September 1992. Tagung in Olten zur Vernehmlassung der 'Revision des Eheschliessungsgesetzes', organisiert von der AG Bundespolitik der HACH. Da es bei diesem Gesetz um den Zugang zur Ehe geht und daher unser Anliegen, die Schaffung einer Partnerschaft, in diesem Rahmen kaum eine Chance hätte, geben die HACH beim Bundesrat einen 'Vorschlag für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Partnerschaften' ein.

Die Kontroverse um Ehe oder Partnerschaft verliert jedoch insofern an Brisanz, als deutlich wird, dass die Begriffe unklar sind [...] und dass die Politik wohl bei einer Eheforderung eher auf eine Partnerschaft tendieren würde. Die Petition 'Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare' von 1994, eingereicht im Januar 1995, definiert deshalb nicht die Form der Institution, sondern umschreibt Gebiete, bei denen Lesben und Schwule gleichgestellt werden sollten - und schafft damit einen breiten Konsens in der Szene."

Nach oben

Ernst Ostertag, Oktober 2008

Quellenverweise
1

Datiert 27. September 2006

2

In einem Mail an Ernst Ostertag, 19. April 2006