1992

Die Abstimmung

17. Mai

Die Abstimmung endete mit 73,1 % Ja-Stimmen als klare "Niederlage der religiösen Eiferer", wie die Basler Zeitung schrieb.1

In ihrem Pressecommuniqué vom 17. Mai 1992 äusserten sich die HACH (Dachorganisation der Homosexuellen Arbeitsgruppen Schweiz):

"[...] Das Schweizer Volk hat mit der Abstimmung [...] in Bezug auf die Gleichstellung der Homo- und Heterosexualität eine liberale, die Menschenwürde in den Mittelpunkt stellende Haltung an den Tag gelegt. Politikerinnen und Politiker werden dieser Willensäusserung in Zukunft Rechnung tragen müssen.

Danken möchten die HACH der Eidgenössischen Demokratischen Union (EDU) und den anderen Trägern des Referendums. Durch ihre Unterschriftensammlung haben sie das für die schweizerische Schwulen-Lesbenbewegung einzigartige Plebiszit ermöglicht."

Auch der SLS (Abstimmungsverein "Schwule und Lesben für ein neues Sexualstrafrecht") veröffentlichte eine Pressemitteilung:

"Mit dem neuen Sexualstrafrecht werden [...] für Homosexuelle die gleichen Massstäbe wie für Heterosexuelle bezüglich Schutzalter, Prostitution und geschlechtliche Handlungen im Militär gesetzt.

[...] Gemäss Statuten wird sich der SLS, da das Vereinsziel erreicht worden ist, auflösen. Seine Vorstands- und Aktivmitglieder werden in ihre angestammten Organisationen zurückkehren und dort die gemachten Erfahrungen einbringen (es war das erste Mal, dass in der Schweiz Schwule und Lesben über alle Partei-, Glaubens- und Interessengrenzen hinweg eng zusammengearbeitet haben)."

Am 2. Juni kündigte Adrian Ramsauer die Auflösung des SLS auf Dienstag, 23. Juni 1992 an, indem er zur letzten Generalversammlung des Vereins einlud; sie fand in Olten statt. In diesem Schreiben äusserte er sich unter anderem:

"Es ist geschafft: Das neue Sexualstrafrecht ist vom Volk mit überwältigendem Mehr angenommen worden und tritt möglicherweise schon auf den kommenden Nationalfeiertag (1. August) in Kraft. [...] Im schweizerischen Recht gibt es keine Sonderbestimmungen gegen Homosexuelle mehr.

Das Resultat vom 17. Mai ist ein wenig auch als Plebiszit für die Homosexualität zu verstehen. Die Abscheulichkeiten- die im Zischtigs-Club2 vor der Abstimmung geäussert worden sind, haben vermutlich zu einer Solidarisierung der Gesamtbevölkerung mit Lesben und Schwulen geführt. [...]"

Nach oben

Ernst Ostertag, April 2008

Quellenverweise
1

Basler Zeitung, 18. Mai 1992

Anmerkungen
2

Dienstagabend-Diskussionssendung des Schweizer Fernsehens