2008

Ständerätin als Gast

Helen Leumann-Würsch

Gast an der Generalversammlung in Meggen war die Luzerner Ständerätin Helen Leumann-Würsch (FDP). Sie hielt eine bemerkenswerte Willkommensrede und führte dabei unter anderem aus, zitiert nach den Network News vom April 2008:1

"[...] Als Vorbereitung für meine Ansprache habe ich Ihre Webseite studiert. Ich nehme es vorweg. Es ist beeindruckend, was Sie in den [...] Jahren seit Ihrem Bestehen alles erarbeitet haben.

[...] Die Politik in unserem Land ist zurzeit von harten Auseinandersetzungen in einem vergifteten Klima geprägt. Vielfach hören die politischen Partner einander gar nicht mehr zu.

Im harten Schlagabtausch werden Positionen bezogen und stur verteidigt. Das beschäftigt und ärgert mich. Man ist nicht mehr bereit, aufeinander zuzugehen und Lösungen zu suchen. [...] Einander zuhören und aufeinander zugehen sind für die Politik in unserem Land lange Zeit bestimmende Werte gewesen. Heute laufen wir Gefahr, diese Werte leichtfertig über Bord zu werfen.

Die Schweiz ist eine Willensnation. Alles würde dafür sprechen, dass das Zusammenleben von Menschen mit vier Sprachen, verschiedenen Religionen und unterschiedlichen Kulturen nicht funktionieren kann. Aber das Gegenteil ist der Fall.

[...] Die Geschichte der Schweiz ist eine Geschichte der Integration, der gegenseitigen Rücksichtnahme und des Ausgleichs. Auch wenn das Klima rauer geworden ist, müssen wir diese politische Kultur bewahren.

[...] Wir wissen aus der Geschichte, wohin es führen kann, wenn Menschengruppen aufgrund ihrer Andersartigkeit an den Rand gedrängt und isoliert werden. Wir müssen in Politik und Gesellschaft gegen Ausgrenzungen aller Art kämpfen.

Das heisst nicht, dass wir zu allem Ja und Amen sagen müssen. Es rächt sich aus Erfahrung, wenn Probleme totgeschwiegen, verdrängt und unter den Teppich gewischt werden.

[...] Als Kaderorganisation setzen Sie sich für Grundrechte ein und fordern deren volle Akzeptanz. Im Speziellen engagieren Sie sich für die rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung schwuler und lesbischer Lebensformen. Ihr Einsatz umfasst aber gemäss Ihrem Leitbild alle Bereiche der Gesellschaft: Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Soziales.

Sie haben in den letzten Jahren das gelebt, was mir wichtig ist. Sie haben sich zusammengeschlossen, um für Ihre Sache zu kämpfen. Sie pflegten dabei einen offenen Stil. Sie gehen auf Ihre Partner zu. Sie erklären und überzeugen.

[...] An verschiedenen Stellen auf Ihrer Webseite habe ich aber auch gelesen, dass es Ihnen bewusst ist, dass es nun nicht Zeit ist, sich zurückzulehnen. Politik ist permanente Auseinandersetzung. Erste Erfolge dürfen nicht satt machen und lähmen. [...]

Sie schreiben dort auch, dass die politische Arbeit ein bestimmender Pfeiler von Network ist. Sie erarbeiten Thesen und Stellungnahmen zur aktuellen Politik. Und Sie schlagen Brücken zu Parteien und Organisationen. Für diesen Einsatz danke ich Ihnen. Die Schweiz braucht Ihr Engagement als Führungskräfte, damit wir gemeinsam vorwärts kommen.

[...] Ich habe mich darüber gefreut, heute bei Ihnen zu sein und Ihnen kurz darzulegen, wie ich Politik verstehe und was mich bewegt. Wer sich kennt, versteht sich besser. Und gegenseitiges Verständnis wird auch in Zukunft wichtig sein - für uns alle. [...]"

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Ernst Ostertag, Juni 2008

Quellenverweise
1

Network News, Nr. 97, April 2008, Seite 4 ff