2000

Symposiumsverlauf

Laut Network News vom November 20001 nahmen "ein rundes Hundert Führungskräfte aus Politik, Rechtswissenschaft und Wirtschaft" am Symposium teil.

Die NZZ vom 6. November 20002 brachte einen Bericht mit der Überschrift "Für gleiche Würde und Rechte, Kämpferische Organisation der Homosexuellen":

"[...] Ende Oktober hat der Bundesrat beschlossen, für gleichgeschlechtliche Paare den Sonderstatus einer registrierten Partnerschaft ohne Gleichstellung mit der Ehe einzuführen. Anlässlich dieses Entscheides fand am Samstag in Zürich ein Symposium statt. [...] Die engagiert geführte Diskussion zwischen Interessenvertretern, Parlamentariern und aussenstehenden Fachpersonen zeigt auf, dass es bis zur Implementation des getroffenen Entscheides noch etwelche Hürden zu meistern gilt.

Die Ausführungen der Referenten aus Dänemark, Schweden und den Niederlanden machten deutlich, dass die Einführung eines Gesetzesmodells für homosexuelle Paare grundsätzlich eng mit der öffentlichen Akzeptanz von Lesben und Schwulen zusammenhängt. Dass diese generell ungleich grösser sei als noch vor zwanzig Jahren, hänge nicht zuletzt davon ab, dass sich die Lebensstile homo- und heterosexueller Paare einander angeglichen hätten. Obwohl [...] in Dänemark wie auch in Schweden seit Jahren eine Form der registrierten Partnerschaft praktiziert werden kann, wissen sich Betroffene noch nicht am Ziel. Der 'separate, but equal' genannte Ansatz - unterschiedliche staatliche Rechtsgrundlagen für homo- und heterosexuelle Partnerschaften - umfasse immer noch eine Form der Diskriminierung. Etwas anders präsentiert sich die Situation in den Niederlanden, wo voraussichtlich nächstes Jahr die traditionelle Eheschliessung für homosexuelle Paare möglich sein wird.

Von den an der Podiumsdiskussion teilnehmenden Nationalrätinnen Rosmarie Zapfl (ZH,CVP) und Dorle Vallender (AR, FDP) war in Erfahrung zu bringen, dass sie persönlich für eine Variante der Regelung mit 'weitgehend ehegleichen Wirkungen' seien; man müsse aber [...] auf eine konsensfähige Lösung setzen. FDP und CVP werden deshalb den Bundesratsbeschluss unterstützen. Nationalrat Claude Janiak (BL, SP) zeigte sich enttäuscht darüber, dass die Öffnung der Ehe nicht mehr weiterverfolgt werde. Die SP wolle sich entschlossen für eine möglichst nahe an der Ehe liegende Regelung einsetzen.

Die Vertreterinnen und Vertreter von Pink Cross, LOS und Network liessen keinen Zweifel daran, dass sie vom Entscheid des Bundesrates enttäuscht sind. Die LOS-Forderung 'Gleiche Würde, gleiche Rechte - nicht mehr, nicht weniger' sei hier stellvertretend für das Fernziel der Gleichstellung homosexueller Paare genannt. Nicht gelten lassen wollte man die religiös begründete Ablehnung gegenüber Partnerschaften von Lesben und Schwulen: Pflichten und Rechte von Paaren hätten nichts mit religiöser Weltanschauung zu tun.

Dies forderte den Widerspruch des Schwyzer SVP-Nationalrats Peter Föhn heraus, der dem christlichen Glauben in der Schweiz nach wie vor grosses Gewicht beimisst. [...] Die SVP setze nach wie vor auf die traditionelle Ehe, hielt Föhn fest. [...]

Einig waren sich die Politiker darüber, dass in den Fragen des Ausländer-, Vertretungs- und Erbschaftsrechts sowie der beruflichen Vorsorge und Sozialversicherung dringender Handlungsbedarf besteht, die gleichgeschlechtlichen Partnerschaften der Ehe anzunähern. Zur Diskussion Anlass geben dürften insbesondere die Themen Adoption und künstliche Befruchtung. [...]"

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Ernst Ostertag, Juni 2008 und November 2011

Quellenverweise
1

Network News, Nr. 37, November 2000, Seiten 1 ff

2

Neue Zürcher Zeitung, 6. November 2000