1997

Medien-Mitteilung

… und das erste Info-Flugblatt

Am 24. November 1997 richtete PinkRail eine "Mitteilung an ausgewählte Schweizer Medien":

"Schwule und lesbische MitarbeiterInnen der SBB schliessen sich zusammen.

Am vergangenen Samstag [...] haben in Olten rund 60 lesbische und schwule Mitarbeiter der Schweizerischen Bundesbahnen und weiteren [...] Schweizerischen Transportunternehmungen die Gruppe PinkRail gegründet.

Die Ziele dieser Gruppe sind:

  • die Vernetzung,
  • der Erfahrungs- und Informationsaustausch der Mitarbeiter der öffentlichen Transportunternehmungen in der Schweiz sowie
  • die Wahrnehmung ihrer Interessen gegenüber den Arbeitgebern.

Hiermit schliessen sich in der Schweiz zum ersten Mal homosexuelle Mitarbeiter der gleichen Arbeitgeber für ein kollektives Coming-out zusammen. Damit wird auch in der Schweiz eine neue Emanzipationsrunde für Lesben und Schwule in der Arbeitswelt eingeläutet, in einem wichtigen Bereich also, der, was die homosexuelle Emanzipation angeht, noch sehr stark tabuisiert ist.

[...] Von fortschrittlichen Regelungen sind die Schweizer Bahnen und ihre Partner im Öffentlichen Verkehr leider noch weit entfernt. Noch 1995 reagierten die SBB unwirsch auf die Forderung von Pink Cross, die diskriminierende Zirkularanweisung 7/94, in der heterosexuelle Konkubinatspartner mit Kindern den Ehepartnern gleichgestellt werden, auch auf homosexuelle Konkubinatspartner mit Kindern zu erweitern. Dabei tönt die Einleitung der betreffenden Ziffer 6 doch so fortschrittlich: 'Um gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung zu tragen…'.

Um den Zusammenhalt im PinkRail-Netzwerk zu fördern, werden [...] ab Dezember 1997 auch vergnügliche Gesellschaftsanlässe angeboten [...]."2

Einige Leitsätze aus dem wohl frühesten Info-Flugblatt, das später, erweitert, zur PinkRail-Broschüre wurde:1

"WARUM PinkRail?

Die Situation der Lesben und Schwulen in der Schweiz hat sich in den letzten 25 Jahren stark verbessert. Mit der Gesellschaft ist auch die schwul-lesbische Szene lebendiger, bunter und offener geworden. [...] Da erstaunt es eigentlich [...], dass ausgerechnet dort, wo ein wesentlicher Teil des Lebens verbracht wird - im Beruf - sich sehr wenig zu Gunsten der Lesben und Schwulen verändert hat.

[...] In anderen europäischen Ländern bewegt sich etwas. Was British Rail ihren lesbischen und schwulen Angestellten kaum je zugestanden hätte, erhielten sie zum Teil mit der Privatisierung: 'Lovers travel free on the Gay Western Railway' titelte der Daily Telegraph am 12. November 1996 einen Artikel, wo den Lesern mitgeteilt wurde, dass die Great Western Trains als erste der privatisierten Eisenbahngesellschaften die Partner ihrer homosexuellen Angestellten in den Genuss von Fahrvergünstigungen kommen lasse.

Nun ist es auch in der Schweiz höchste Eisenbahn für Fortschritte. Deshalb gründeten im November 1997 ca. 60 Homosexuelle die erste lesBIschwule Gruppe der Angestellten bei den öffentlichen Verkehrsunternehmungen der Schweiz.

[...] WAS sind unsere Ziele? [...]

  • Aufbau von berufsbezogenen Beziehungsnetzen mit den Geschäftsstellen der Schweizerischen Transportunternehmen, Gewerkschaften und im öffentlichen Verkehr tätigen Vereine oder Institutionen.
  • Vertretung unserer Interessen gegenüber obigen Partnern.

WIE erreichen wir diese Ziele? Durch

  • das Einholen und Weitergeben von Informationen an die Mitglieder über verschiedene Kanäle wie PinkRail News, Internet, Firmen- und Gewerkschaftszeitungen,
  • regelmässige Treffen in verschiedenen Schweizer Städten, gemeinsame Ausflüge und Teilnahme an lesBIschwulen Anlässen,
  • PinkRail als Anlaufstelle für berufsbezogene Fragen mit lesBIschwulem Inhalt gegenüber den Sozialpartnern,
  • PinkRail, das sich aktiv für die Gleichstellung einsetzt (Fahrvergünstigungen, Liberalisierung des Pensionskassen-Reglements usw.)."

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Ernst Ostertag, Juni 2008

Quellenverweise
1

Ein Datum ist nicht angegeben, aber es muss im Winter 1997/98 hergestellt und verteilt worden sein, mit Verweis auf Website und E-Mail Adresse von PinkRail

Anmerkungen
2

Solche Anlässe stehen bis heute regelmässig auf dem PinkRail-Programm.