1999
SBB-Zeitung über PinkRail
Karin Britsch stellte in der SBB-Zeitung vom Juli 1999 PinkRail dar als neue Gruppierung von Mitarbeitern und Angestellten der Branche Verkehrsunternehmen, als Kolleginnen und Kollegen im Betrieb SBB sowie als aktive Gruppe mit klaren Zielen und Forderungen:1
"[...] Im März fand in Olten ein personalpolitisches Gespräch mit Walter Hofstetter, Leiter Kommunikation und Arbeitsrecht bei der SBB-Personalabteilung statt, an dem die PinkRail-Forderungen formuliert wurden.
Als derzeitiges Hauptziel will die Organisation die Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Paare im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) und im Bundespersonalgesetz (BPG) verankern. Sie wünscht Regelungen für die Sozialversicherung, etwa die Auszahlung des Alterskapitals der Pensionskasse - eine Lösung, die auch heterosexuellen Konkubinatspaaren zugute kommen könnte. Auch der Schutz vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ist für PinkRail ein Thema.
Ein weiteres Stichwort sind Fahrvergünstigungen (FVP) für gleichgeschlechtliche Lebenspartner - ein Postulat mit Zündstoff, das sich sowohl an die SBB wie auch an den Verband öffentlicher Verkehr (VöV) richtet. Für PinkRail ist diese Forderung nicht die wichtigste, aber symbolträchtigste. 'Werden homosexuelle Paare gleich behandelt, hat das Signalwirkung', ist Andreas Kuoni von der Division Personenverkehr in Bern überzeugt. Die Angst des Arbeitgebers, der FVP-Status werde ausgenützt, scheint der Gruppe unbegründet. Für den Anspruch auf Fahrvergünstigung müssten feste Kriterien erfüllt sein, etwa eine gemeinsame Wohnung. Mit der Information des Arbeitgebers würde die Homosexualität des Gesuchstellers öffentlich: 'Dieses Coming out bedeutet für viele eine Hemmschwelle', gibt Kuoni zu bedenken.
[...] Oft fehlt der Mut aus Angst vor Repression. Diskriminierungen liefen unterschwellig und subtil ab. Nachweisbar seien sie selten. Gerade in Führungspositionen könne Schwulsein mit Autoritätsverlust einhergehen oder sich negativ auf eine anstehende Beförderung auswirken. Für Junge ohne Kaderfunktion sei eine Öffnung einfacher. Generell scheint Toleranz aber weniger eine Frage des Alters als des Arbeitsbereiches zu sein. Die Akzeptanz sei in den Bereichen mit Kundenkontakt und in zentralen Diensten grösser als im Betrieb, urteilt Daniel Hurter vom Fahrdienst Zürich HB.
Neben dem Beruf ist die persönliche Lebenssituation ausschlaggebend. 'In einer festen Beziehung ist es leichter, zu den eigenen Gefühlen zu stehen', glaubt Thomas Eichenberger vom Geschäftsbereich Brünig. An 'Trittbrettfahrern' stört sich die Gruppe aber nicht. Im Gegenteil, sie versteht Menschen, die aus Angst schweigen. 'Wenn die Akzeptanz von Schwulen und Lesben durch unsere Gruppe gestärkt wird, öffnen sich eventuell auch Unsichere', hofft Thomas Gyger, Betriebsdisponent in Bern und Vorstandsmitglied von Pink Cross.
PinkRail wurde 1998 mit dem 'Stonewall Award' belohnt. [...] Die SBB-Pioniere sehen im Preis eine Anerkennung für die Gründung von PinkRail und einen Ansporn, für die eigenen Interessen weiter zu kämpfen. [...]"
Ernst Ostertag, Juni 2008
Quellenverweise
- 1
SBB-Zeitung, Nr. 7 vom 6. Juli 1999, Seiten 28 und 29