2003
Ein Jubiläum
… und "Ein Schubert-Abend"
29. Mai bis 1. Juni in Zürich: Ein kleineres SchwuLesbisches Chorspektakel soll es sein. Dies in Erinnerung an das vor zehn Jahren abgehaltene 7. Europäische SchwuLesbische Chorspektakel in Zürich und auch als Geburtstagsfeier für "10 Jahre Pink Cross". Doch es wird mehr daraus.
Es gibt zwei Konzertabende im Volkshaus und den abschliessenden dritten in der Tonhalle, wo der "Musikalische Schlusspunkt mit allen Chören" stattfindet. Vor diesem "Schlusspunkt" hält alt Stadtpräsident Josef Estermann eine Laudatio zum 10. Geburtstag von Pink Cross, während Pink-Cross-Präsident François Baur sich schriftlich im Programmheft dazu äussert.
Mitwirkende nebst dem schmaz sind drei Chöre aus Köln: "Die fetten, koketten Soubretten", die "Rheintöchter" und die "Zauberflöten". Auch die folgenden Ensembles treten auf: "Berliner Damenchor", "Frauenchor unerhört" aus Bern, Frankfurter "Mainsirenen", "Schola Cantorosa" aus Hamburg, "Schwuler Männerchor Kiel", die "Philharmoniker" aus München und "MéloMen", Paris.
Im Grusswort des 34-seitigen Programmhefts schreibt Stadtpräsident Elmar Ledergerber (SP) u.a.:
"Die Geschichte schwuLesbischer Chöre ist zumeist auch die Geschichte vom phantasievollen und stimmlichen Einsatz für gesellschaftliche Anerkennung und Gleichberechtigung. Ein solches Chorspektakel bedeutet im besten Sinne des Wortes, den Anliegen der Schwulen und Lesben eine Stimme zu geben, sich zu engagieren, unkonventionell, lustvoll und manchmal auch streitbar, gleichsam als Gesamtkunstwerk mit einer 'Ode an die Eigenständigkeit'. Dies kommt nicht zuletzt darin deutlich zum Ausdruck, dass der musikalische Schlusspunkt der Liebe und dem Frieden gewidmet ist."
Im selben Programmheft weist der schmaz auf seinen nächsten grossen Auftritt vom Oktober/November 2003 hin:1
" 'Schubert-Abend' nennt der schmaz sein neues Projekt. Schubert stand am Anfang unserer Probenarbeit und hat uns all die Jahre begleitet. [...] Zwei bekannte Künstler haben sich bereit erklärt, im Programm mitzuwirken: Irwin Gage, der weit gereiste Begleiter und Hochschuldozent, übernimmt den Klavierpart. Franz Hohler, der Kabarettist und Schriftsteller, wird uns mit seinen Texten auf den Schubertschen Reisephantasien begleiten. Wir als Chor bewegen uns zwischen den beiden Polen Text und absolute Musik, vielleicht vermittelnd, vielleicht kommentierend, vielleicht auf Widersprüche hinweisend. Dabei hilft uns als szenischer Koordinator der Leiter des Hechtplatztheaters, Dominik Flaschka [...]."
"Ein Schubert-Abend" im Volkshaus wird vom 30. Oktober bis 2. November 2003 zum grossen Ereignis und findet später auch in Winterthur, Chur und Amriswil (TG) viel Beachtung. Dazu Rico Bandli im Blick vom 1. November:2
"Eigentlich macht Franz Hohler dieses Jahr eine Bühnenpause. Für den [...] schmaz macht er eine Ausnahme. [...] Komponist Franz Schubert (1797-1828) wurde zu Lebzeiten verkannt. [...] Der Schwule Männerchor zollt dem Romantiker den Respekt, den er verdient: Schlicht, elegant und jenseits von volkstümlicher Schenkelklopf-Ästhetik singt der 45-köpfige Chor unter Leitung von Karl Scheuber gemeinsam mit Pianist Irwin Gage und Tenor Roger Widmer die mehrstimmigen Lieder. [...] Die Würze des Abends ist Franz Hohler. Zwischen den einzelnen Stücken liest er seine oft absurden Kurzgeschichten [...]."
Die NZZ vom 1./2. November 2003 titelt ihre Besprechung mit "Ferne Idylle und Gegenwart". Ihr Kritiker "azn." schreibt unter anderem:3
"Mit Prägnanz und dramatischem Gespür wurden Inhalte hinter dem Notentext freigelegt, und das ist das Beste, was diesen teilweise unglaublich guten Werken passieren kann. Franz Hohler liess sich von Bildern in der von Schubert vertonten Lyrik [...] inspirieren. Die unserer Zeit fernen Dichtungen [...] erhielten plötzlich neue, frappierende Kommentare. Einfache, doppelbödige Geschichten wurden erzählt, die eine eigene Poesie entfalteten. En grosser Abend [...]."
Von diesem Programm stellt der schmaz eine CD her.
Ernst Ostertag, Juni 2008
Quellenverweise
- 1
Programmheft, SchwuLesbisches Chorspektakel 2003, Seite 29
- 2
Blick, 1. November 2003
- 3
NZZ, 1./2. November 2003