Newsletter 34
Oktober 2012
Diese Ausgabe enthält folgende Themen:
- Der erste Informationsabend über Aids
- In eigener Sache
Der erste Informationsabend über Aids
eos. Es ist erstaunlich und berührend, heute von diesem entscheidenden Abend zu lesen. Die dramatische Situation von damals kennen die Jüngeren unter uns nicht. Jene, die sie hautnah erlebten, werden sie nie vergessen.
Die rätselhafte, auf grausame Weise tödlich verlaufende Krankheit erreichte die Schweiz 1982. Vor dreissig Jahren.
Ihre Anwesenheit im Körper bedeutete unaufhaltsames Siechtum und vorzeitiges Ende. Aids traf vor allem junge Menschen mitten im Aufbau ihrer Lebensperspektiven. Nächste Freunde starben. Andere brauchten Hilfe selbst bei alltäglichsten Verrichtungen. Was war zu tun und wie, um nicht angesteckt zu werden?
Grauenvolles berichteten die Medien aus den USA, wo es schon Tausende von Opfern gab. Politiker riefen nach Ausgrenzung.
So war die Situation 1984.
Nun gingen sie in die Offensive, die in den 15 Jahren nach der Repression neu gegründeten und erstarkten Organisationen von homosexuellen Frauen und Männern. Eben hatte man den Kampf zur Abschaffung der Schwulenregister durchgezogen und gewonnen. Jetzt wurden Verbindungen zu aufgeschlossenen Ärzten und zu Gesundheitsbehörden gesucht. Die Situation musste verändert werden. Offene Zusammenarbeit schien der einzig mögliche Weg dazu.
Bereits im Frühjahr 1984 taten sich schwule Ärzte zusammen. Sie nahmen den Leiter des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) ins Boot und gründeten in Bern die "Schwulen Medizinmänner". Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich ein Jahr später die Aids-Hilfe Schweiz (AHS).
In Zürich, dem von Aids am stärksten betroffenen Ballungsraum der Schweiz, wurden die beiden grössten Organisationen, HAZ (Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich, gegr. 1972) und SOH (Schweizerische Organisation der Homophilen, gegr. 1967), gemeinsam tätig. Sie wollten an der Basis, also bei den bereits Erkrankten und in deren Umfeld medizinisch korrekt und möglichst effizient wirken. Das begann im Sommer 1984 und führte am 5. Januar 1985 zur Gründung der ersten Aids-Hilfe des Landes, der "Aids-Gruppe der HAZ".
Zugleich organisierten SOH und HAZ einen Informationsabend. Sie fanden den Spezialisten auf diesem Gebiet, Dr. Ruedi Lüthy vom Universitätsspital Zürich. Gemeinsam wollte man einen Anlass durchführen, der sich ausschliesslich an Betroffene richtete. Es sollte klar und verständlich alles momentan Feststehende über die Krankheit mitgeteilt werden und es durfte jede und jeder auch die persönlichste Frage stellen und eine möglichst schlüssige Antwort erwarten.
Der Abend war auf den 13. Dezember 1984 angesetzt. Damit kein ungebetener Gast - vor allem Pressereporter - sich einschleichen konnte, verlegte man den Anlass noch kurzfristig in ein anderes Auditorium. Es war die erste Informations- und Fragestunde für Betroffene in der Schweiz. Sie dauerte von 20.00 bis beinahe Mitternacht und wirkte lange nach.
Ein Teilnehmer schrieb noch in derselben Nacht seinen Bericht für die HAZ. Ein aussergewöhnliches Dokument. Mehr dazu in
Bericht eines Zeugen
Referat
Fragen und Antworten
Weitere Fragen
In eigener Sache
eos. Am Samstag, 3. November 2012, um 15.00 findet im Kaufleutensaal Zürich die Vernissage eines Buches statt. Sein Titel:
"Verborgene Liebe Die Geschichte von Röbi und Ernst"
Wir freuen uns über alle, die mit uns dabei sein wollen.
Mehr dazu im Flyer (PDF) oder beim Wörterseh Verlag