Der Eigene
Der Gründer Adolf Brand
1896 gründete Adolf Brand die erste Zeitschrift mit homoerotischem Inhalt und nannte sie Der Eigene. Später gründete er auch einen Verlag, der bis 1933 bestand. Die Zeitschrift hatte meist ein hohes literarisches und künstlerisches Niveau und erschien ziemlich regelmässig bis 1932.
1903 begann Brand aus dem Abonnentenkreis die "Gemeinschaft der Eigenen" zu bilden, eine männerbündlerische Riege des "pädagogischen Eros", der "Freundesliebe" und der männlichen Kunst und Kultur, die unter anderen auch den in Minusio im Tessin lebenden Künstler und homoerotischen Esoteriker Elisar von Kupffer (1872-1942) als eine ihrer Idealfiguren betrachtete.
Brand war eine schillernde Persönlichkeit. Er setzte sich in Opposition zu Hirschfeld und betrieb eine gelegentlich gehässige Polemik gegen das Institut für Sexualwissenschaft und dessen Tätigkeiten. Er vertrat ein rassistisches Mannmännertum des homoerotischen "Übermenschen" und war radikal in vielen Belangen - und so auch der erste Homosexuelle, der öffentlich denunzierte, also "Outing" betrieb. Das kommende politische und gesellschaftliche Desaster in Deutschland sah er realistisch voraus und arrangierte sich denn auch später einigermassen mit den Nazis, ohne aber je Mitläufer zu sein. Er starb am 2. Februar 1945 in seinem Haus in Berlin, getroffen von Fliegerbomben. Mehr dazu in einem Nachruf im Der Kreis.
Zeitweiliger "Mitarbeiter" von Adolf Brand war der Schweizer Schauspieler Karl Meier.
Ernst Ostertag, März 2004