1970-1972

HAZ Zürich

Vorgeschichte, HA-Gründungen, Situation

Im Winter 1970/1971 trafen sich drei Chemiestudenten der Universität Zürich zu Gesprächen über eine schwule Aktionsgruppe. Sie hatten die Unmöglichkeit eingesehen, als schwule Männer in den herrschenden Normen der Gesellschaft eine Existenz aufzubauen und zugleich offen schwul zu leben. Diesen Zustand wollten sie ändern. Wie sie vorgingen und was daraus entstand, ist nachzulesen im Kapitel "Stonewall-Aufstand, Club Zabriskie Point" und seinen Unterkapiteln.

Als Rosa von Praunheims Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" im Sommer 1971 in Berlin uraufgeführt wurde, war der Zabriskie-Politgruppe klar, dass dieser Film schon seines Titels wegen in die Schweiz geholt werden müsse. Inzwischen hatte sich die Gruppe den Namen HAZ zugelegt (Homosexuelle Arbeitsgruppe Zürich). Den Film hier zu zeigen gelang zwar den HAZ-Studenten nicht, wohl aber dem Club DAF (Der andere Film). Darüber berichtet wird im Kapitel "Praunheims Film" mit seinen Unterkapiteln.

Die schweizerische Erstaufführung des Films erfolgte am 12. März 1972. Sie wurde zum Anlass einer Namensänderung in: "Homosexuelle Arbeitsgruppen Zürich, HAZ". Die Mehrzahl (Arbeitsgruppen) drängte sich auf, weil es nun mehrere Ressorts gab: Nebst der Polit-Gruppe, die sich jetzt "Sexualität und Öffentlichkeit" nannte, waren das "Psychologie" mit Gesprächs- und Selbsterfahrungsgruppen, "Release" für Beratung/Aufklärung/Hilfe suchende Homosexuelle und "Club" zur Führung der Disco "Zabriskie Point", abgekürzt "Zabi".

Im selben Jahr 1972 kam es zur Gründung von ähnlichen Gruppen in Basel und Bern. Die Situation für Schwule war überall dieselbe. Sie war pervers, wie es der Titel von Praunheims Film klar zusammenfasste. Darüber wurde breit diskutiert. Daran war zu arbeiten. Das musste geändert werden.

Ernst Ostertag, Mai 2011