Aufbruch

Praunheims Film als Auslöser

Was im Le­ser­brief "Hor­ror­vor­stel­lun­gen über Ho­mo­se­xu­el­le" und "es gibt Zeichen einer Göt­ter­däm­me­rung" angetönt wurde, hat der deutsche Fil­me­ma­cher Rosa von Praun­heim zum Titel seines auf­rüt­teln­den Films gemacht:

"Nicht der Ho­mo­se­xu­el­le ist pervers, sondern die Si­tua­ti­on, in der er lebt."

Diese "perverse Si­tua­ti­on" bestand seit eh und je. Jetzt aber, durch die Jahre der rück­sichts­lo­sen öf­fent­li­chen Aus­gren­zung und Re­pres­si­on ver­schärft, wurde sie den Ho­mo­se­xu­el­len als eine ihr Sein be­drän­gen­de Ent­wür­di­gung voll bewusst. Und die Einsicht, diese Si­tua­ti­on sei nur durch die Be­trof­fe­nen selber zu ändern, schuf Hand­lungs­druck und ein stei­gen­des Po­ten­zi­al an Willen und Energie. Praun­heims Film war ein Spiegel, in welchem sich viele er­kann­ten, mitsamt ihrer Ge­schich­te.

Er wirkte wie ein Fanal und wurde zum Auslöser für die Gründung der Homosexuellen Arbeitsgruppen in der Schweiz. Diese ent­wi­ckel­ten sich rasch zu selbst­be­wuss­ten, un­ter­ein­an­der und mit den bereits be­ste­hen­den Gruppen ver­knüpf­ten und dennoch ei­gen­stän­di­gen Or­ga­ni­sa­tio­nen. In ihnen fanden sich alle pro­gres­siv den­ken­den und ein­satz­freu­di­gen Be­trof­fe­nen beider Ge­schlech­ter zusammen.

Ernst Ostertag, Mai 2006

Weiterführende Links intern

Homosexuelle Arbeitsgruppen, HA-Gruppen