Tätigkeiten
HAZ, StGB, Einbürgerung
Im Juli 1972 sandte das "Ressort Öffentlichkeitsarbeit" der SOH ein Bulletin an alle Mitglieder. Darin distanzierte man sich von den Tätigkeiten der studentischen homosexuellen Arbeitsgruppen, ohne sie mit Namen zu nennen (gemeint waren die HAZ):
"Wir sind der Auffassung, dass mit lautstarkem Geschrei, mit Protestveranstaltungen und allenfalls dem Ruf nach gesellschaftlicher Revolution nichts Konstruktives zu erreichen ist. Ganz besonders distanzieren wir uns [...] von jeglichem Trend nach einseitigem oder gar tendenziösem politischen Engagement. Wir betrachten es als falsch, sich an eine bestimmte Partei oder Parteiengruppe anzulehnen in der opportunistischen Hoffnung, mit deren Hilfe schneller ans Ziel zu kommen. Vielmehr halten wir dafür, dass es in unserem demokratischen Staat möglich ist, überall und in allen Kreisen positive Kräfte zu mobilisieren und zu aktivieren. Wir glauben nicht an Radikalrezepte. [...]"
André Roesch richtete zugleich einen offenen Brief im Namen der SOH an die HAZ, damit trotz der Gegensätze eine Annäherung und Zusammenarbeit entstehen möge. Das führte zu ersten noch etwas zaghaft angegangenen Kontakten. Bald aber ergaben sich Gelegenheiten für gemeinsamen Einsatz.
Dann wurden angegangene Projekte der Jahresversammlung vom 8. April vorgestellt. Eines betraf die bevorstehende Revision des StGB von 1942. Darum kümmerte sich eine Expertenkommission. Sie arbeitete einen Entwurf zu Handen des Parlamentes aus.
"Es geht unter anderem um eine neue Regelung der Schutzalterfrage, um die Gleichstellung von Hetero- und Homophilie, um die Ausmerzung von Rechtsbegriffen wie 'widernatürliche Unzucht'. Die SOH hat eine Kommission gebildet, die eine Eingabe an diese Experten vorbereitet."
(Die Revision sollte erst 20 Jahre später abgeschlossen und in Kraft gesetzt werden - mit Erfüllung der bereits hier erstmals skizzierten und vorgelegten Forderungen.)
Ein anderes Projekt betraf die Einbürgerung Homophiler und die Fühlungnahme der SOH mit dem Departement von Bundesrat Kurt Furgler (Justizminister), um den Ablehnungshinweis "abnormale sexuelle Ausrichtung" auszumerzen.
"Sobald diese Frage auf Bundesebene geklärt ist, werden wir uns mit den kantonalen Behörden auseinandersetzen. Dort machen wir uns allerdings auf einen zähen Kampf gefasst."
Ernst Ostertag, Juni 2006