1988
Ausstellung Räume 3-5
Zum dritten Raum bemerkte die Basler Zeitung BZ in ihrem Ausstellungsbericht vom 1. Februar 1988:1
"Einen der beliebtesten Treffpunkte für Schwule zeigt die Ausstellung im dritten Raum: Den Park. 1954 fanden zwei Razzien der Polizei in der Elisabethenschanze statt, die dann 1955 für viele Fasnachtscliquen als Sujet verwendet wurden. Im Grundtenor lobten die Fasnachtszeedel4 das Vorgehen der Polizei und gaben ihrer Schwulenfeindlichkeit hemmungslos Ausdruck."
Für uns besonders erinnerungsstark präsentierte sich im vierten Raum der wieder aufgebaute ursprüngliche ISOLA-Club mit Teilen des Originalmobiliars von 1957 ganz so, wie wir es am Eröffnungsfest kennen lernten: "Tuntenbarock" pur. Die Vitrinen zeigten damit verbundene Hinweise auf die Zeitschrift Der Kreis in Schrift und Illustration. Man nannte sich gegenseitig "Kameraden" und pflegte seine ungestörte Ghetto-Kultur, damals unsere einzige Heimat.
Die Kopfhörer-Stationen, Gespräche mit Männern aller Altersgruppen vermittelnd, liessen den Horchenden unter anderem am je eigenen Entdecken des Homosexuell-Seins teilnehmen, an Geschichten, die gemäss Zeitabschnitt und Umfeld völlig unterschiedlich waren. Jüngere gebrauchten "schwul", provozierend oft.
Dazu schrieb die Zeitung Nordschweiz am 1. Februar 1988:2
"In authentischen Tondokumenten erzählen Männer verschiedener Generationen ihre Geschichte. Erzählen, wie sie selber, ihre nächste Umgebung, ihre Arbeitskollegen auf die Entdeckung des eigenen Schwulseins reagiert haben. Eindrückliche und nachdenklich stimmende Zeitdokumente."
Der letzte Raum galt unter anderem der Basler "Gay 80", dem Eidgenössischen Schwulen- und Lesbentag, also dem kollektiven Coming-out. Die Basler Zeitung BZ im Ausstellungsbericht vom 1. Februar 1988:3
"Der fünfte Raum befasst sich mit den achtziger Jahren. Die Aussteller setzen das Coming-Out der Schwulen, den Ausbruch aus dem Ghetto in einer transparenteren Gestaltung um. Nicht mehr klar voneinander abgegrenzte Räume, sondern offene Kojen und Durchblicke verweisen darauf, dass die Homosexuellen auch in der Schweiz vermehrt an die Öffentlichkeit gehen. Das Büro der Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel (HABS), der erste Schwulenbuchladen ARCADOS, eine Tonbildschau über die ehemalige KATAKOMBE, die Telearena über Homosexualität aus dem Jahre 1978 und der zweite Schwulen- und Lesbentag von 1980 in Basel sind Themen dieses letzten Bereichs der Ausstellung."
Im Ausgang hing unübersehbar ein riesiges Plakat der Stop Aids-Kampagne, womit man dem grossen ungelösten Problem des Heute und der Zukunft gegenüberstand.
Ernst Ostertag, Mai 2008
Weiterführende Links intern
Quellenverweise
- 1
Basler Zeitung BZ, 1. Februar 1988
- 2
Nordschweiz, 1. Februar 1988
- 3
Basler Zeitung BZ, 1. Februar 1988
Anmerkungen
- 4
Fasnachtszeedel = verteilte Blätter, Zettel, mit bissigen Kommentaren in Gedichtform