ab 1980
Humanistisches Basel
Sieg der Vernunft
Die Register-Liquidation im Vorfeld des Schwulen- und Lesbentages Gay 80 kann als Rückzug aus offensichtlich unhaltbar gewordenen Positionen gesehen werden. Dies angesichts der schwulen Erfolge in Zürich und - zumindest glaubte man das damals noch - in Bern. Die Devise lautete offensichtlich: Rückzug möglichst bevor das Sammeln von Unterschriften zur Abschaffungs-Petition effektvoll in die Öffentlichkeit getragen und die Regierung schliesslich "vom Druck der Strasse" her zum Nachgeben gezwungen würde. So konnte das Gesicht gewahrt bleiben. So blieb Basel seiner humanistischen Tradition treu und zeigte das Bild einer aufgeschlossenen Stadt, die Vernunft vor Sturheit setzt.
Damit war auch das nächste grosse Ereignis etwas vorgespurt. Denn nur acht Jahre später, noch mitten in der Aidskrise drin und im dadurch bewirkten Rückschlag für die Schwulenbewegung, sollte in Basel "Männergeschichten" eröffnet werden, die erste schweizerische Ausstellung zur Schwulengeschichte.
In Zürich geschah das erst 12 Jahre später mit der KREIS-Ausstellung im Landesmuseum und in Bern gar 17 Jahre danach mit "unverschämt unterwegs, 2005".
Ernst Ostertag, Juni 2006